Radiokolleg - Robotische Rhythmen

4. Februar 2020, 09:45

Die Geschichte des Drumcomputers geht weiter zurück, als man glauben möchte. Der Prototyp einer Rhythmusmaschine wird bereits in den 1930er Jahren von Leon Theremin entwickelt. Das Rhythmicon wird in zeitgenössischer E-Musik verwendet und war kein Drumcomputer im herkömmlichen Sinn. In den 1950er Jahren werden Rhythmusmaschinen als Begleitung für Orgelspieler und Tanzmusiker gängig. "Family Affair" von "Sly and the Family Stone" aus dem Jahr 1971 ist einer der ersten Pophits, auf dem ein Drumcomputer zu hören ist.

Die frühen analogen Geräte klingen eher unnatürlich, schaffen mit ihrem Sound aber eine eigene Klangästhetik. Der LM-1 Drum Computer ist dann 1980 der erste programmierbare Drumcomputer, der digitale Samples von einem akustischen Schlagzeug verwendet. Ein Jahr später wird die TR-808 von der Firma Roland als preisgünstigere Alternative zum Linn Drumcomputer auf den Markt gebracht und zu einem der beliebtesten analogen Drumsynthesizer. Allerdings ursprünglich weniger im musikalischen Mainstream, wo das Interesse überschaubar bleibt.

Viel größer sind die musikalischen Spuren der Roland 808 im damaligen musikalischen Untergrund. Sie ist prägend für den frühen Hip-Hop und Electro. Im Chicago House der 1980er Jahre, einer Weiterentwicklung der Discomusik der 70er, ist der 808 Drumcomputer nicht wegzudenken. Die Roland TR-909 als Nachfolger der 808 ist ein sowohl auf analoge Synthese als auch auf Samples basierender Drumcomputer. Die härteren und rauen Sounds der 909 sind besonders in vielen Spielarten des Techno beliebt.

Im Trap, einem aktuellen und sehr populären Hip-Hop Stil, ist die Roland 808 wieder sehr dominant. Zumeist gesampelte Basstrommelklänge der 808 werden elektronisch verzerrt und so zu sehr eigentümlich klingenden Synthbässen. Mittlerweile gibt es die meisten Drumcomputer als Software-Emulationen, aber viele Produzentinnen und Produzenten schwören noch immer auf die Originalinstrumente. Es gibt mittlerweile Programme, die verblüffend echt "menschliches" Schlagzeugspiel imitieren können. Auf der anderen Seite versuchen Drummer, wie Drumcomputer zu klingen. Ein Paradoxon: Maschinen klingen wie Menschen, Menschen wie Maschinen.

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Sendereihe

• Radiokolleg

Gestaltung

• Klaus Wienerroither