Rossalina Latcheva und Anna Gaberscik

ORF/DANIELA DIESNER

Science Arena

These trifft auf Erfahrung

Was fördert Rassismus?

Reden wir über Rassismus, dann reden wir oft aneinander vorbei. Rassismus äußert sich nicht nur in der extremistischen Gewalt von Einzelnen. Rassismus ist keine Charaktereigenschaft, sondern eine Ideologie und somit auch nicht durch ein bloßes Gesetz oder den Beschluss einer Regierung abzuschaffen. Deshalb fordern Aktivistinnen wie Anna Gaberscik eine breite Auseinandersetzung über strukturellen Rassismus. Dass die Polizei Menschen alleine deswegen anhält, weil sie anders aussehen, ist nicht konform mit den Menschenrechten und ein Beispiel für strukturellen Rassismus. Die FRA hat für ihre aktuelle Studie die Erfahrungen Schwarzer Menschen bei Polizeianhaltungen zur Identitätsfeststellung oder für Durchsuchungen den Erfahrungen der Gesamtbevölkerung gegenübergestellt. Für Österreich fällt eine allgemein hohe Rate an Anhaltungen auf. Ebenso wenn es um die Diskriminierung und Rassismus in Zusammenhang mit Arbeitssuche und Bildung geht. Die Schule ist der häufigste Ort, an dem Jugendliche of Color rassistisch diskriminiert werden.

Anna Gaberscik ist in New York geboren und aufgewachsen. "Was Rassismus ist, habe ich erst in Österreich gelernt", sagt die Anti-Rassismus Beraterin und Regisseurin, die heute in Wien lebt. In Gabersciks Dokumentarfilm "Edelweiß." berichten People of Color über ihren Alltag in Österreich. Viele von ihnen sind hier geboren, manche werden Österreich verlassen, weil der Alltagsrassismus, dem sie täglich ausgesetzt sind, unerträglich ist.

Rossalina Latcheva, Soziologin und Studienautorin
"Es geht nicht darum, welche Hautfarbe man hat, sondern welche Hautfarbe wahrgenommen wird," erklärt Rossalina Latcheva die in Österreich weit verbreitete Kultur des "Anders-Wahrnehmens." Die Soziologin und Leiterin des Sektors Antirassismus und Nichtdiskriminierung in der Abteilung für Gleichstellung, Roma und soziale Rechte der Europäischen Grundrechteagentur FRA führte für die Studie "Being Black in the EU" mit ihrem Team Befragungen in 13 EU-Ländern. Das Ergebnis: Fast die Hälfte der Menschen afrikanischer Abstammung in der EU ist in ihrem täglichen Leben mit Rassismus und Diskriminierung konfrontiert.

Elisabeth Scharang fragt ihre Gäste in der zweiten Folge der neuen Gesprächsreihe "These trifft auf Erfahrung", warum struktureller Rassismus gerade in Österreich und Deutschland so ausgeprägt ist und woran sich das festmachen lässt. Ein Gespräch über Kolonialismus, Stereotype und die Frage: Was kann man gegen Rassismus tun?

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