Radiokolleg

Mare nostrum - Musik rund ums Mittelmeer (1)

Mediterrane Kultur als Wiege der "Weltmusik"

Das Mittelmeer, von den Römern einst als Mare nostrum bezeichnet, ist ein Meer zwischen drei Kontinenten, zwischen Afrika, Asien und Europa. Es ist gleichzeitig ein musikalische Spannungsraum zwischen Orient und Okzident. Von Spanien bis Israel, von Marokko bis in die Türkei, von den Liedern der sephardischen Juden zu den Rhythmen der marokkanischen Gnawa, von der Musik der türkischen Baglama hin zu den Viermanngesängen der Korsen und Sarden begibt sich diese Reise an die mediterranen Küsten auf musikalische Spurensuche.

Einst war das "Mare nostrum" das Zentrum eines Weltreiches. In der globalen Welt des römischen Reiches war es möglich, das Mittelmeer frei von Grenzen zu bereisen, es gab einheitliches Recht, eine einheitliche Währung und einen einheitlichen "Pass". Es gab einen mediterranen Menschen, einen mediterranen Lebensstil, eine mediterrane Kultur, so beschreibt es der Mittelmeerexperte Fernand Braudel.

Noch bis weit ins Spätmittelalter herauf war der Mittelmeerraum auch das Zentrum einer richtungsgebenden Musik. Es gab keine Trennung zwischen morgenländischer und abendländischer Musik, keinen Orient und keinen Okzident. In den spanischen Kirchen erklangen arabische Lieder, die Improvisation war für alle Musizierenden wesentliches Gestaltungselement, die Gesangstechniken in den Werken von Claudio Monteverdi waren jenen in Syrien oder dem Libanon ähnlich. Über die internationalen Handelswege des Mittelmeers gelangten Instrumente von Neapel nach Konstantinopel und von Kairo nach Marseille. Spanien war dabei über Jahrhunderte jenes Land, in dem die Mittelmeermusik ihren vollkommenen Ausdruck fand. Spanische Musik ist Mittelmeermusik par excellence, sagt der Musikwissenschaftler Wolfgang Stroh.

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  • Verena Gruber