Chappell Roan

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Girl Pop (4)

Brat Summer und Sapphic Pop: Die 2020er

Die Zwanziger Jahre sind - was etwa Zahlen beim Musikstreaming betrifft - bisher ein Jahrzehnt der Frauen: Weibliche Solo-Pop-Künstlerinnen machen sogar über 60 Prozent des gesamten Streaming-Anteils aus. Charli, Billie, Sabrina und Chappell sind die Girls der Stunde. Allerdings ohne die künstliche Konkurrenz der Nuller Jahre - sondern mit offen zur Schau getragener Solidarität. Inhaltlich geht es weg von den Empowerment-Slogans, hin zu mehr Verletzlichkeit und Introspektion. Aber auch glitzernde Party-Hymnen, über pinke Ponys oder das Erraten von Unterwäschefarben dürfen nicht fehlen.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt dürfte sich auch herumgesprochen haben, dass man Girls - wer auch immer sich dazuzählen mag - auch als Fans ernstnehmen sollte. "Fangirling" ist ein oft abwertender Ausdruck für meist junge, weibliche Fans, die sich übertrieben emotional mit ihren Idolen identifizieren. Gerade aber die Taylor Swift Fans zeigen, dass in diesem Fantum auch eine Form von positiver Gemeinschaftlichkeit stecken kann.
Diese Ära der neuen Pop-Prinzessinnen und der weiblichen Solidarität fällt allerdings in eine Zeit, in der reaktionäre politische Kräfte stärker werden. Und die in den USA mit verschiedenen Gesetzen versuchen, Frauen ihre Handlungsmacht wieder zu nehmen und sie in abhängige Kindfrauen zu verwandeln. Das Gegenteil von "Girl" ist nicht "Boy", schreibt Nora Princiotti The Ringer, sondern "Frau". Sich zu den Brats, den Gören zu zählen, ist für manche zumindest eine Verweigerungshaltung gegenüber dem Erwachsensein, dem Frau-Sein und allen Verantwortungen, die damit einhergehen.

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