Science Arena
Hirn und Amir
Konflikt, Macht und Moral - Philosophieren über Krieg und Gewalt
29. Dezember 2025, 16:05
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges verfasste die französische Philosophin Simone Weil den Essay "Die Illias, oder das Gedicht von der Gewalt", in dem sie das Epos rund um den Trojanischen Krieg einer ideologiekritischen Lesart unterzieht. Darin schreibt sie: "Wer erträumt hatte, die Gewalt sei, dank des Fortschritts, nunmehr Teil der Vergangenheit, erblickte in diesem Gedicht vielleicht ein bloßes Dokument; wer aber zu erkennen vermag, dass die Gewalt, heute wie einst, die Mitte ist von jeder menschlichen Geschichte, der findet in ihr den schönsten, den reinsten Spiegel."
Wie Wolfgang Matz, Übersetzer und Kommentator einer aktuellen Neuausgabe des Essays schreibt, ging es Weil dabei um eine Analyse ihrer Gegenwart, obwohl ihr Text ohne konkrete Anspielungen auf diese auskommt. Wie sehr Weils Interpretation der Gewalt und Machtausübung, die in ihr eine Treibfeder der Geschichte sieht, die nicht restlos durch ökonomische und politische Faktoren erklärt werden kann, noch immer als Folie dient um über das Heute nachzudenken, in dem Gewalt und Krieg kein bisschen historisch geworden sind, zeigen die Philosophin Lisz Hirn und der Philosoph Fahim Amir.
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Wolfgang Matz (Hg.): Simone Weil "Die Illias, oder das Gedicht von der Gewalt", Matthes und Seitz, Berlin 2025