Gedanken für den Tag

von Hubert Gaisbauer. "Ruhig und froh lebe ich weiter" - Älterwerden mit Johannes XXIII.

"Die Flamme umso lebendiger brennen zu lassen, in dem Maße, wie die Zeit, die noch bleibt, vergeht", rät Papst Johannes XXIII. in Bezug auf das Älterwerden. In Freude und Würde altern - ein oft geäußerter Wunsch in der heutigen Zeit. Doch wie kann es gelingen? Ausgehend von Tagebüchern und zahlreichen Briefen von Papst Johannes XXIII. spürt der Publizist Hubert Gaisbauer dieser eindrucksvollen Persönlichkeit mit großem Einfühlungsvermögen nach. In kurzen Episoden werden abseits von Klischees Ausstrahlung und Charme des "Konzilpapstes" spürbar, gerade dort, wo Johannes XXIII. gelassen und klug Gedanken zum Älterwerden formuliert. Der beliebte und vielseits geschätzte Papst wurde vor 130 Jahren, am 25. November 1881, geboren.
Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer.

Angelo Giuseppe Roncalli hat weder als Bischof und Nuntius noch als Papst aus seinen Schwächen je ein Hehl gemacht. In den Briefen und im Geistlichen Tagebuch kommt er immer wieder selbstkritisch darauf zu sprechen. Zäh und ausdauernd, aber nicht immer erfolgreich kämpfte er an gegen einen unterdrückten Ehrgeiz, gegen die Angst vor Krankheit und Schmerzen, gegen sein Übergewicht und vor allem gegen seine Redseligkeit. Letztere hat er wohl selber auch als Kehrseite seiner durchaus charismatischen und spontanen Kontaktfreudigkeit empfunden. "Um einander zu verstehen", sagte er einmal, "um einander lieben zu können, muss man sich vor allem zuerst einmal kennen. Solange man einander fernsteht, kann man sich höchstens - wie zwei Hunde - beargwöhnen. .. In jedem Menschen kann es eine unangenehme und ungefällige Seite geben, es gibt aber immer auch drei gute und erhebende Seiten".

Einige der wichtigsten Leitsätze für sein Leben hat er bereits in früher Kindheit von dem einfachen Dorfpfarrer von Sotto il Monte empfangen, seinem Taufpriester Don Rebuzzini. Darunter auch jene mönchische Ermahnung, die eingerahmt an der Wand des Arbeitszimmers des Pfarrers hing, und auf die der Blick des jungen Angelo immer fiel, wenn er zum Ministrieren in das Pfarrhaus von Santa Maria in Sotto il Monte kam. Da war zu lesen:

Nicht alles glauben, was du hörst. Nicht über alles urteilen, was du siehst. Nicht alles tun, wozu du imstande bist. Nicht von allem geben, was du hast. Nicht alles sagen, was du weißt.
Bete. Lies. Fliehe. Schweige. Ruhe.

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Playlist

Titel: GFT 111123 Gedanken für den Tag / Hubert Gaisbauer
Länge: 03:50 min

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