40 Staats- und Regierungschefs in Washington

Terroristen von Atomwaffen abhalten

In Washington beraten mehr als 40 Staats- und Regierungschefs darüber, wie man verhindern kann, dass Terrorgruppen in den Besitz von atomwaffenfähigem Material gelangen. Zum Auftakt hat die Ukraine angekündigt, ihren gesamten Bestand an hoch angereichertem Uran unschädlich zu machen.

Morgenjournal 13.04.2010

Große Vorgaben

Gastgeber US-Präsident Barack Obama hat die Latte zu Gipfelbeginn hochgelegt: keine unverbindlichen Reden, sondern konkrete Zugeständnisse einzelner Staaten, um die Welt sicherer vor Atomterrorismus zu machen. Und tatsächlich kann an Tag Eins bereits ein Erfolg verbucht werden.

Präsidentensprecher zufrieden

Die Ukraine habe zugesichert, ihren kompletten Bestand an hoch angereichertem Uran bis zum nächsten Nukleargipfel 2012 unschädlich zu machen, bestätigt Präsidentensprecher Robert Gibbs, mit hörbarer Zufriedenheit.

China signalisiert Unterstützung

Thema in Washington auch der Problemfall Iran: Laut Obama ist die Zeit für härtere Sanktionen gegen Teheran gekommen. China, das UN-Sanktionen bisher strikt abgelehnt hat, signalisierte Obama gestern vorsichtige Unterstützung.

Terroristisches Horrorszenario

Keine Frage, eine neue Ära in der internationalen Atompolitik ist angebrochen, unter der Federführung von Barack Obama. Das atomare Horrorszenario von heute: Terroristen, die atomwaffentaugliches Material in die Finger bekommen und dieses mit konventionellen Waffen zu einer so genannten schmutzigen Bombe machen. Es würde gerade mal ein fußballgroßes Stück genügen, um die USA und den Rest der Welt ins Chaos zu stürzen, so die Warnung von US-Vize-Präsident Joe Biden.

Obama fordert Kontrollsystem

Das derzeit existierende Nuklearmaterial müsse, wenn nicht zerstört, so zumindest nach höchsten und einheitlichen Standards verwahrt werden, fordert der US-Präsident. Leider gäbe es beängstigende Sicherheitslücken. Obama will, dass binnen vier Jahren ein global akzeptiertes Kontrollsystem installiert wird. Die Zeit drängt, denn Al Kaida versuche seit immerhin 15 Jahren an Nuklearwaffen zu gelangen, bestätigt Obamas Sicherheitsberater John Brennan.

"Die Gefahr von Terroranschlägen mit atomarem Material ist real"

Joachim Krause, Direktor des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel, im Morgenjournal-Gespräch mit

"Die Gefahr ist real"

Die atomare Terrorgefahr ist durchaus ernstzunehmen, sagt Joachim Krause, Direktor des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel: "Die Gefahr von Terroranschlägen mit atomarem Material besteht. Man kann sie nicht quantifizieren, aber sie ist real". Man müsse versuchen, sie zu verringern, so Krause im Ö1 Morgenjournal. Auch damit, dass Terroristen eine Atombombe in einer westlichen Großstadt zünden, müsse man rechnen.

Zunehmende Gefahrenquelle Pakisten

Die größte Gefahr, dass Atommaterial in falsche Hände gerät, sieht der Experte vorwiegend in Russland, vermutet aber bereits einen funktionierenden Schwarzmarkt. Mit zunehmender Besorgnis sieht Krause Pakistan, denn dort werde viel waffenfähiges Uran und Plutonium hergestellt, und es sei nicht klar, ob das auschließlich in Pakistan bleibt.

"Atomwaffenfreier Welt ein Stück näher"

Politologe Oliver Thränert leitet seit acht Jahren die Forschungsgruppe Sicherheitspolitik an der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin im Mittagsjournal-Gespräch mit

Politische Voraussetzungen schaffen

Mit dem START-Abkommen, das die USA und Russland unterzeichnet haben, sind wir einer atomwaffenfreien Welt ein kleines Stück nähergekommen, sagt der Politologe Oliver Thränert. Entscheidend werde es sein, die politischen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Thränert zitiert US-Präsident Barack Obama, der davon gesprochen hat, dass er selbst eine atomwaffenfreie Welt nicht mehr erleben werde.

Atomwaffen mit Sanktionen verbunden

Von der neuen Nukleardoktrin der USA könne man sich erhoffen, dass andere Staaten davon ableiten, dass kein Prestige mehr mit Atomwaffen verbunden ist und mit Atomwaffenprogrammen künftig wirtschaftliche und politische Probleme im Sinn von Sanktionen verbunden seien, sagte Thränert.

Schritt in die richtige Richtung

Der Nukleargipfel zum besseren Schutz von atomarem Material vor Terroristen in Washington sei ein Schritt in die richtige Richtung, nicht zuletzt auch deshalb, weil den Behörden in den verschiedenen Ländern vor Augen geführt werde, wie groß die Gefahr des Nuklearterrorismus sei.

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