Die Energieversorgung Afrikas
Going Green?
Südafrikas schwerer Weg zur ökologischen Energieproduktion. Als wichtigster Energieproduzent und wirtschaftlicher Motor des Kontinents wird in Südafrika über die Perspektive der Energieversorgung Afrikas entschieden.
8. April 2017, 21:58
Große Sportereignisse, wie die Veranstaltung von Fußballweltmeisterschaften oder Olympischen Spielen, stellen Staaten und ihre technischen Entwicklungsstand auf den globalen Prüfstand. Der Druck auf Veranstalter-Länder die Infrastruktur und den Ablauf der Megaevents nachhaltig und ökologisch zu gestalten, wird immer stärker. Das gilt auch für die diesjährige Fußballweltmeisterschaft in Südafrika. Eines steht dabei jetzt schon fest, die WM wird keine "grüne" Veranstaltung.
Billigstrom
In der Vergangenheit haben internationale Wirtschaftssanktionen und fragile Energiestrukturen in den Nachbarländern das südafrikanische Apartheidregime gezwungen, unabhängige Energiesicherheit zu erreichen, um die wirtschaftliche Entwicklung des Landes garantieren zu können.
Südafrika ist reich. Es ist reich an Kohle und anderen mineralen Rohstoffen, wie beispielsweise Uran. Ein dichtes Netz aus Kohlekraftwerken und ein Atommeiler im Westen des Landes versorgen heute nicht nur Südafrika mit Strom. Das Land ist für 45 Prozent der gesamten Stromerzeugung des afrikanischen Kontinents verantwortlich.
Kannan Lakmeeharan, Leiter der Planungsdivision des staatlichen Energieerzeugers ESKOM, glaubt, dass Energiesicherheit und ein, im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten stabiles Stromnetz ein ökonomischer Standortvorteil für Südafrika ist: "Billiger Strom war Grundlage für unsere wirtschaftlichen Entwicklung. Uns ist aber auch bewusst, dass wir in die globale Verantwortung genommen werden und wir die Treibhausgasemissionen reduzieren müssen."
Im Unterschied zum europäischen Festland wird in Südafrika mittelfristig auf den Ausbau von Nuklearenergie gesetzt. Das bedeutet für die Endverbraucher, dass sie auch weiterhin weltweiten den billigsten Strom aus der Steckdose konsumieren.
"Auch wenn wir die Strompreise nun anheben müssen, ist es wichtig, dass sozial Schwache sich weiterhin die Energieversorgung durch Eskom leisten können, um die wirtschaftliche Entwicklung des Landes nicht zu gefährden", sagt Kannan Lakmeeharan.
Ökostrom ist noch in den Kinderschuhen
Das Johannesburger start-up Unternehmen Sun Toy versucht die Renaissance der Nuklearenergie in Südafrika zu verhindern. Das kleine Unternehmen wurde von Harald Schulz zur Förderung und Verbreitung von Solarenergie gegründet.
Informationsveranstaltungen in Schulen und Energiemessen, sowie die Herstellung von einfachen solarbetriebenem Spielzeug, sollen die junge Generation davon überzeugen, dass in Zukunft, nicht die limitierten, natürlichen Rohstoffe, sondern die Sonne für die Stromerzeugung des Landes genutzt werden sollten. "Wir haben zwar Unmengen an Kohle in Südafrika, doch wir haben auch die höchste Sonneneinstrahlung weltweit und wir sollten diesen Vorteil nutzen. Daneben bietet die Solarenergie die Möglichkeit die Stromerzeugung zu dezentralisieren und auch entlegene Landstriche mit Energie zu versorgen, die bislang nicht an das Stromnetz angeschlossen sind." Der gebürtige Österreicher Harald Schulz gibt sich zuversichtlich, dass auch Südafrika die Vorteile der nachhaltigen Energieproduktion erkennen wird.
Atomostrom oder Sonnenergie?
"Es ist stimmt, wir haben zurzeit erst 70 Prozent der Bevölkerung an das nationale Stromnetz angeschlossen. ESKOM arbeitet aber hart daran, diesen Prozentsatz zu erhöhen und deshalb investieren wir in ein neues, sauberes Kohlekraftwerk." Im März 2010 suchte Südafrika bei der Weltbank um einen Kredit von über 3,7 Milliarden US- Dollar an. Drei Milliarden davon sind für das "saubere " Kohlekraftwerk, der Rest – 700 Millionen Dollar sind für Nuklearenergie und erneuerbare Energieressourcen vorgesehen.
Diese Verteilung spiegelt die Zukunftsprognose von Kannan Lakmeeharan wieder: Im Jahr 2050 werde Nuklearenergie ca. 20 Prozent bis 40 Prozent ausmachen, Solar- und erneuerbare Energieformen ungefähr zehn Prozent und der Rest werde durch Kohlekraftwerke erzeugt werden, meint der Experte.
Für wichtiger hält es Lakmeeharan, die Bevölkerung von effizienter und nachhaltiger Energienutzung zu überzeugen. Der Stromverbrauch wird gerade in Hinblick auf die Weltmeisterschaft im Juni enorm ansteigen und die Menschen im Land sind nicht sensibilisiert, dass man auch mit billigem Strom spärlich und effizient umgehen soll.