Vulkanausbruch beschleunigt Bemühungen
Einheitlicher Luftraum auf Raten
Die Aschewolke über Österreich und weiten Teilen Europas ist vorerst wieder abgezogen, der Flugverkehr normalisiert sich. Trotzdem hat der Vulkanausbruch eine der Schwachstellen im europäischen Luftfahrtsystem offengelegt, nämlich die jeweils nationale Kontrolle des Luftraums. Nun soll das Projekt "Single European Sky", also ein einheitlicher Luftraum, zumindest in einer abgespeckten Variante rasch umgesetzt werden.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 23.04.2010
USA kein Modell
Wer sich unter Single European Sky einen einzigen Luftraum über Europa vorstellt, der irrt. Das Ziel derzeit lautet aus 35 national kontrollierten Lufträumen bis 2012 9 länderübergreifende Flugverkehrszonen zu schaffen. Heinz Sommerbauer, Chef der österreichischen Flugsicherung Austrocontrol meint auf die Frage, warum das nicht so wie in den USA mit einem einheitlichen Luftraum lösbar sei, lapidar, das sei eben der Unterschied zwischen einem Bundesstaat und einem Staatenbund.
Aufgabe nationaler Souveränität
Ein Flugzeug das heute von Wien nach London abhebt, durchfliegt fünf bis sechs nationale Kontrollzonen, Militärsperrgebiete müssen umflogen werden, ab 2012 soll dieser Flug von einer Kontrollzone geleitet werden. Das bedeutet auch die Aufgabe nationaler Souveränität.
Verhandlungen laufen noch
Wer im Luftraum konkret wofür zuständig ist, muss allerdings erst ausgehandelt werden, sagt Verkehrsministerin Dores Bures (SPÖ). Welche Schwerpunkte Österreich da hat, will Bures noch nicht sagen. In laufenden Verhandlungen wäre es nicht sehr diplomatisch, den anderen Staaten das auszurichten, so Bures.
Bisherige Bemühungen gescheitert
Diese Verhandlungen laufen zwischen Österreich und seinen Partnern Tschechien oder Kroatien, aber auch zwischen anderen Ländern wie Deutschland und Frankreich, die ebenfalls eine gemeinsame Flugverkehrszone bilden sollen. Ob das bis 2012 tatsächlich gelingt, darf zumindest hinterfragt werden. Denn der Plan eines "Single European Sky" existiert bereits seit vielen Jahren. Einigungen sind immer an nationalen und militärischen Interessen gescheitert.
Weniger Verbrauch und CO2-Ausstoß
Dabei hätte ein einheitlicher Luftraum viele Vorteile: Die Flugrouten würden sich durchschnittlich um 50 Kilometer pro Flug verkürzen, die Ersparnis für die Airlines beträgt in Summe eine Milliarde Euro, etwa soviel wie der Schaden durch den Vulkanausbruch. Eine Art Entschädigung für die Fluglinien sei aber nicht der treibende Grund die neuen Lufträume, sagt Verkehrsministerin Bures: Dabei gehe es vor allem um weniger CO2-Ausstoß und um Maßnahmen gegen den Klimawandel. Den Anstoß dazu hat nun der Ausstoß des Vulkan gesetzt. Nun liegt es an der Politik, dies auch umzusetzen, damit "Single European Sky" zumindest in einer Neun-Zonen-Variante 2012 kommen kann.