Aschewolke als Argument für "Single Sky"
Einheitlicher Luftraum: EU-Druck steigt
Eine Aschewolke und 27 Staaten, die Schwierigkeiten mit der Abstimmung von Flugverkehr oder Flugverboten haben. Die vergangenen Tage haben wieder die Zersplitterung des Europäischen Luftraums verdeutlicht. Dabei arbeitet die Europäische Kommission schon seit Jahren an einem Projekt, das auch in der Luft die Grenzen aufheben soll. Allerdings blockieren die Nationalstaaten.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal 21.04.2010
Der Himmel ist nicht grenzenlos
Das grenzenlose Europa hört spätestens am Himmel auf - das wird bei jedem Flug etwa von Wien nach Paris klar. Fast 20 Kontrollsektoren werden dabei durchflogen und jeder muss sein Okay geben. Zum Vergleich: Der Autofahrer kann sich Grenzkontrollen zwischen Wien und Paris mittlerweile sparen. In der Luft sind alle Grenzen weiterhin intakt.
Umwege um Militärzonen
Jedes EU-Mitgliedsland hat seine nationale Luftraumsicherung, immerhin hängt das auch mit der jeweiligen Landesverteidigung zusammen. Und Landesverteidigung heißt aber auch Militärgebiete, die großräumig umflogen werden müssen. Für den kommerziellen Flugverkehr bedeutet das oft enorme Umwege.
Projekt schon weit gediehen
Die EU-Kommission macht sich schon seit elf Jahren Gedanken darüber, wie diese Grenzen verschwinden könnten. Das Projekt "Single European Sky" soll den europäischen Luftraum vereinheitlichen. Die Vorteile: Flugrouten könnten neu festgelegt werden, das würde mehr Effizienz schaffen und so würde auch das höhere Flugaufkommen leichter bewältigt werden. Arbeitsgruppen haben bereits den Himmel über Europa in einige Zone aufgeteilt.
Streit um Behördenkompetenzen
Mit diesen grenzübergreifenden Luftraumblöcken wäre ein erster Schritt in Richtung einheitlicher Luftraum gesetzt. Die Verantwortung würde dann eine gemeinsame Entscheidungsinstanz übernehmen. Doch die EU-Staaten haben sich noch lange nicht geeinigt, welche Rolle und welche Kompetenzen dieser Behörde zukommen würden.
Neuer Druck
Das Chaos der 27 EU-Staaten mit einer Aschewolke aber hat nun neuen Schwung in die Diskussion gebracht. EU-Verkehrskommissar Siim Kallas: "Wir kommen voran. Alle Verkehrsminister vertreten die Ansicht, dass wir uns so auf europäischer Ebene besser koordinieren können und dass darin die Zukunft liegt." Im EU-Parlament wurde schon vor einem Jahr der Fahrplan zum Umsetzung des einheitlichen Luftraums beschlossen. Angesichts der Behinderungen durch die Aschewolke drücken die EU-Abgeordneten nun wieder aufs Tempo.
"Verlust an Kompetenzen für die Nationalstaaten, dafür aber bessere Zusammenarbeit und Einsparungen".
Eva Lichtenberger, EU-Parlamentsabgeordnete der Grünen, im Morgenjournal-Gespräch mit
Weniger Emissionen und Kosten
Ein gemeinsamer Luftraum hätte mehrere Vorteile, sagt Eva Lichtenberger, Abgeordnete der Grünen im Verkehrsausschuss des EU-Parlaments. "Ein gemeinsamer Luftraum würde zwar einen Verlust an Kompetenzen für die Nationalstaaten bedeuten, aber eine bessere Zusammenarbeit und Einsparungen bringen". Gerade für kleine Länder wäre es nicht unbedingt sinnvoll, eine vollausgebildete technische Kontrolle aufrechtzuerhalten, so Lichtenbegrer im Ö1 Morgenjournal. Außerdem sollten militärische Sperrzonen zumindest zeitweise aufgehoben werden. Damit könnten Flugzeuge Umwege vermeiden und so Emissionen und Kosten verringern. Außerdem gäbe es ein einfacheres Netzwerk, um Krisen zu bewältigen.