Experte: Zeit für Hausaufgaben

"Noch keine Rede von Rettung"

"Von Rettung kann noch keine Rede sein. Dazu ist die Herkulesaufgabe zu groß", sagt der Volkswirt Jens Bastian im Ö1-Mittagsjournal-Interview. "Griechenland ist keineswegs gerettet. Griechenland hat zunächst einmal Zeit bekommen, um die Hausaufgaben, die bereits begonnen worden sind, fortzusetzen."

Mittagsjournal, 03.05.2010

Unter internationaler Aufsicht

Die Summe von 110 Milliarden Euro sei unter anderem nötig, um Schulden zurückzuzahlen und neue aufzunehmen. Nun müsse Griechenland selbst alle Maßnahmen ergreifen, um kein Fass ohne Boden zu bleiben. Ob Griechenland die Hilfskredite zurückzahlen kann, das stehe in den Sternen. Aber die griechische Regierung werde alles tun, damit dieses Programm nicht scheitert. Einen "Plan B" gebe es nicht. Aber Griechenland werde jetzt gemeinsam mit Währungsfonds, Kommission und Europäische Zentralbank regiert. "Griechenland ist in den kommenden Jahren unter internationale Aufsicht gestellt", so Bastian.

Auf Eigenverantwortung besinnen

Das große Problem dabei: Die griechische Bevölkerung sei noch nicht ausreichend darauf vorbereitet, was jetzt auf sie zukommt. "Denn diese Bevölkerung ist nicht nur Opfer der Statistikfälschung gewesen, sondern auch Komplize, indem etwa zu wenig Steuern bezahlt wurden." Die einzelnen Bürger müssten sich auch auf ihre Eigenverantwortung besinnen.

Nicht zu rasch urteilen

Bastian rechnet nicht damit, dass nun soziale Unruhen kommen. Die Gewerkschaften müssten nur auf die Bürger hören, die oft schon weiter wären als die Gewerkschaften. Sie sollten konstruktiv sein und Verantwortung demonstrieren statt "Militanz". Die Lösung der Krise sei jedenfalls eine Aufgabe für Generationen. Bastian warnt davor, zu schnell zu optimistisch oder pessimistisch zu sein.