Keine Inflationsgefahr

Nowotny: "Spekulation eingebremst"

"Ich glaube, dass das ein guter Anfang ist", sagt der Gouverneur der Österreichischen Nationalbank (OeNB), Ewald Nowotny. Er sieht in der Reaktion der Finanzmärkte den Beweis dafür, dass es gelungen sei, "die Spekulation massiv einzubremsen". Für eine langfristige Stabilisierung müssten die Staaten nun selbst etwas unternehmen. Eine Inflationsgefahr sieht Nowotny nicht.

Morgenjournal 11.05.2010

Stabilisierungsprogramme durchsetzen

Das Euro-Krisenpaket sei eine "Hilfe zur Selbsthilfe", sagt der OeNB-Gouverneur. Man habe jetzt spekulative Übertreibungen bekämpft, doch dahinter stehe weiterhin die Problematik von zu hohen Defiziten in einigen EU-Staaten. "Das ist die unmittelbare Ursache, dort muss man jetzt ansetzen", so Nowotny. Nun müssten die entsprechenden Stabilisierungsprogramme ganz konsequent durchgesetzt werden. Und das werde von EU und Europäischer Zentralbank (EZB) laufend überprüft.

Keine Inflationsgefahr

Die Gefahr einer stark steigenden Inflation sieht Nowotny "auf keinen Fall". Denn das nun fließende Geld führe nicht unmittelbar zu höheren Ausgaben. Und die Inflation würde nur steigen, "wenn wir die Geldmenge nicht unter Kontrolle hätten". Nowotny sieht eher ein gegenteiliges Problem: Die Nachfrage in Europa sei zu schwach. Zu geringes Wirtschaftswachstum und zu hohe Arbeitslosigkeit seien die aktuellen Probleme.

Kurs zu Dollar "im Mittelbereich"

Dass die europäische Zentralbank mit Tabus gebrochen hat und nun auch Staatsanleihen notleidender Eurostaaten kauft, beunruhigt Nowotny nicht. Die EZB habe weiterhin alle Instrumente, um eine Inflationsrate um durchschnittlich 1,9 Prozent zu gewährleisten. Beim Wechselkurs zum Dollar gebe es große Schwankungen - vom Beginn mit 0,80 Dollar bis hin zu 1,50. Jetzt sei man mit 1,20 bis 1,30 in einem guten Mittelbereich. "Es gibt hier keinen Grund zur Beunruhigung", so Nowotny.

Börsen weiter im Plus

An den Börsen ist der Höhenflug weitergegangen. Die Wall Street hat die größten Tagesgewinne seit mehr als einem Jahr gefeiert, und der Leitindex Dow Jones hat fast 4 Prozent an Wert zugelegt. Die Anleger sind derzeit also erleichtert über den Euro-Schutzschirm und gehen auf Einkaufstour. Gefragt waren vor allem Bank-Aktien. Die Reaktion des Marktes zeigt, dass das 750-Milliarden-Rettungpaket der richtige Schritt war, meinen auch US-Händler. Heute wird es vermutlich ein bisschen weniger euphorisch weitergehen, die Börsen in Asien haben den Handeltag aber schon mit leichten Gewinnen begonnen.

Moody's kündigt Downgrading an

Der Euro-Kurs hat sich gestern zunächst ebenfalls erholt und ist auf einen Wert von über 1,30 Dollar gestiegen. Am Abend hat die Gemeinschaftswährung dann aber wieder nachgegeben. Ein Auslöser: Die Ratingagentur Moody's hat angekündigt, dass sie die Kreditwürdigkeit von Portugal und Griechenland neuerliche herunterstufen könnte. Eine solche Ankündigung ist ein sehr ungewöhnlicher Schritt, das sagt auch Moody's selbst. Weil es derzeit aber so viele Gerüchte am Markt gibt, hat sich die Ratingagentur entschlossen, Informationen über den Zeitplan und das Ausmaß künftiger Rating-Veränderungen schon jetzt bekannt zu geben. Die Überprüfung von Portugal und Griechenland wird aber noch drei bis vier Wochen dauern.