Nach Finte Browns

Regierungspoker geht weiter

Fünf Tage nach der Unterhaus Wahl geht in Großbritannien der Poker um die Regierungsbildung weiter. Wahlsieger David Cameron von den Konservativen wollte gestern eine Zusammenarbeit mit Nick Clegg und seinen Liberaldemokraten fertig verhandeln. In diese Koalitionsgespräche platzte aber die Meldung, dass Premierminister Gordon Brown als Labour Chef abtritt. Und nun verhandelt Clegg auch mit Labour.

Schachzug Browns

Dabei hatte alles so gut angefangen. Die Verhandlungsteams kommen schnell voran und arbeiten gut zusammen, hieß es zunächst von den Konservativen. Und auch die Liberaldemokraten beeilten sich vor den Kameras und zwischen den Sitzungen, diesen Eindruck aufrechtzuerhalten. Was David Cameron und sein Team aber nicht wissen konnten: Labour-Premierminister Gordon Brown hatte ein klammheimliches Treffen mit dem Chef der Liberaldemokraten, Nick Clegg, eingefädelt.

Weg frei gemacht

Dann geht es Schlag auf Schlag: Brown tritt vor die Medien in der Downing Street und verkündet, dass er kein Bedürfnis habe, länger als notwendig in seiner Position als Labour-Chef zu bleiben. Damit macht der unbeliebte Premierminister den Weg für einen Nachfolger frei, mit dem die Liberaldemokraten in einer Koalition zusammenarbeiten können.

Clegg beißt an

Labour bietet sogar ein Referendum über ein Verhältniswahlrecht an, ein langer unerfüllter Traum der Liberaldemokraten. Ihr Chef Nick Clegg beißt an: Es sei richtig und verantwortungsvoll, sowohl mit Labour als auch den Konservativen Gespräche zu führen. Mit anderen Worten, Clegg tut so als er wäre er nicht leicht zu haben.

Torys ziehen nach

Der konservative Chefverhandler William Hague liefert wenig später ein verbessertes Angebot: Im Interesse des Landes gehe man einen Schritt weiter, jetzt biete auch seine Partei eine Wahlrechtsreform an. Das alternative Wahlrecht würde aber nicht so weit gehen, wie das Liberaldemokraten gerne hätten.

Ungewohnte Spannung

Die Verhandlungen gehen nun weiter, der Ausgang ist weiter ungewiss. Die Liberaldemokraten stehen unter großem öffentlichen Druck, schnell eine Entscheidung zu treffen. Koalitionsverhandlungen sind in Großbritannien unüblich und machen die Finanzmärkte nervös. David Cameron dürfte es ähnlich gehen. Die Hürde, in die Downing Street zu kommen, ist höher als er angenommen hat.