Koalition mit Liberaldemokraten

Cameron neuer Premier

Großbritannien wird künftig von einer Koalitionsregierung aus Konservativen und Liberaldemokraten regiert. Labour-Premier Gordon Brown ist am späten Dienstagabend zurückgetreten. Sein Nachfolger ist der Tory-Vorsitzende David Cameron, Vize-Premier wird der Chef der Liberaldemokraten, Nick Clegg.

Morgenjournal 12.05.2010

13 Jahre Labour beendet

Der 11. Mai 2010 wird in die britischen Geschichtsbücher eingehen und das gleich aus mehreren Gründen. Seit Dienstagabend hat das Königreich einen neuen Premierminister. Er heißt David Cameron, gehört der konservativen Partei an, beendet damit die 13-jährige Regierungszeit der Labour Party und ist der jüngste Resident in der Downing Street Nummer 10 seit 200 Jahren.

Erste Koalition in Nachkriegszeit

Und zum ersten Mal seit dem zweiten Weltkrieg haben die Briten eine Koalitionsregierung mit den Liberaldemokraten. Zuletzt saßen die Liberalen mit Winston Churchill am Regierungstisch. Nach einem spannenden fünftägigen Verhandlungspoker hat die neue konservativ-liberaldemokratische Führungsriege aber die größte Herausforderung erst vor sich: Sie muss trotz gravierender ideologischer Differenzen zusammen regieren.

Brown geht, Cameron kommt

Es liegen genau 90 Minuten zwischen Gordon Browns emotionalem Abschied aus der Downing Street, indem er betont, immer versucht zu haben das Beste für sein Land zu tun, und der Ankunft des neuen Premierministers David Cameron. Ein ist kein triumphaler Einzug im Maisonnenschein in die Downing Street, wie ihn in Labour Chef Tony Blair vor 13 Jahren hatte.

Beginn einer neuen Regierungsform

David Cameron erreicht in einer bitterkalten Nacht die Tür, durch die er schon immer als Premierminister gehen wollte. Und er verliert keine Zeit zu erklären, dass dies der Beginn einer neuen Regierungsform ist und große Herausforderungen auf das Land und seine neue Führungsriege zukommen: "Wir haben große und dringende Probleme, ein massives Defizit und soziale Schwierigkeiten, und ein politisches System, das reformiert werden muss. Daher bilden wir Konservativen mit den Liberaldemokraten eine Koalition."

David Cameron bei Amtsantritt

"I believe that is the right way to provide the country with the strong, the stabele, the good and decent government that I think we need so badly."

"Königsmacher" Clegg

Camerons neuer liberaldemokratischer Partner Nick Clegg, vor wenigen Monaten der noch unbekannte Chef einer parlamentarischen Kleinpartei, war nicht im Buckingham Palast, um den Regierungsauftrag abzuholen, aber er ist der Königsmacher. Nach intensiven Verhandlungen mit den Konservativen bekommt er am späten Abend auch formell die Zustimmung seiner Mannschaft, eine Koalition einzugehen.

Nick Clegg

"We are going to form a new kind of government. This is the start of the new politics I always believed in - diverse, plural."

"Kompromisse, Probleme, Pannen"

In einer kurzen Erklärung nach Mitternacht sagt Clegg, dies sei der Beginn einer neuen Politik, für die er sich immer stark gemacht habe. Er gibt aber zu, dass das Regieren nicht einfach und die Zusammenarbeit durch Kompromisse geprägt sein werde: "Natürlich wird es Probleme und Pannen geben, aber ich werde alles tun um zu beweisen, dass eine neue Politik nicht nur möglich sondern auch besser ist."

Vieles offen

Das Koalitionsabkommen wird heute im Detail präsentiert, viele Fragen sind noch offen: Wer bekommt welches Ressort? Wo ist eine liberale Handschrift erkennbar? Und vor allem: Wie lange wird dieses Konstrukt halten? Beide Parteien haben einen schweren Wahlkampf und intensive Verhandlungen hinter sich, aber die größte Herausforderung liegt erst vor ihnen: Gemeinsam zu regieren.