Spaniens Banken in Bedrängnis
Die Abhängigkeit der spanischen Banken von der Europäischen Zentralbank wächst. Immer mehr Geld muss in Frankfurt aufgenommen werden. Spaniens Regierungschef beteuerte in Brüssel, Schuld an der Misere hätten die Spekulanten und lieferte auch ein Beispiel für die "Gesundheit" des Bankensystems.
8. April 2017, 21:58
Laut Angaben der Nationalbank in Madrid nahmen die iberischen Institute im Mai bei der Notenbank 85,6 Mrd. Euro auf. Das sind 11 Mrd. Euro mehr als im Monat zuvor. Ein Anzeichen dafür, dass die spanischen Banken von ausländischen Investoren gemieden werden.
Morgenjournal, 18.06.2010
Aus Madrid, ORF-Korrespondent
Gerüchte gezielt eingesetzt
In der spanischen Bankenkrise spielen gezielte Informationen und Gerüchte eine wichtige Rolle. Nach mehreren bangen Tagen, in denen Zeitungsmeldungen aus Deutschland, die von einem unmittelbar bevorstehenden Ruf der Regierung um EU-Finanzhilfe wissen wollten, für Angst unter Anlegern sorgten, ging die spanische Regierung zum Gegenangriff über.
Großbank besteht Stresstest
Schauplatz Brüssel: Am Rand des EU-Gipfels der Regierungschefs sickerte gestern unmittelbar nach einem Gespräch zwischen Premierminister Zapatero und dessen Amtskollegen David Cameron eine Botschaft durch, die wie ein Konter auf die Spekulationen der letzten Tage wirkt.
Aus dem Büro des spanischen Regierungschefs wurde Journalisten eine bislang unveröffentlichte Information zugespielt, die die Gesundheit des Bankenwesens untermauern soll: Banco Santander habe beim Stresstest der europäische Regulierungsbehörde das beste Ergebnis in der Eurozone erzielt. Mit dem Stresstest überprüfen die Aufsichtsbehörden, ob Banken auch bei anhaltend schlechter Wirtschaftslage ausreichend mit Kapital ausgestattet sind.
Sparkassen mit faulen Krediten
Die Kehrseite des spanischen Finanzsystems sind die Sparkassen, die während des Immobilienbooms freizügig Darlehen vergaben und jetzt unter der Last der faulen Kredite wanken. Jose Luis Escriva ist Chefanalyst bei der Banco Bilbao Viscaya (BBVA). "Nach einer langen Periode des Wachstums sind einige Institute Risiken eingegangen, die Folgen haben werden, je länger die Krise andauert. Aber es ist sehr schwer vorherzusagen, wie groß das Problem ist und wen es treffen wird."
Offiziell sprechen die Sparkassen von 5,3 Prozent Kreditausfällen. Diese Zahl könnte bei anhaltender Krise und Rekord-Arbeitslosigkeit noch steigen. In den letzten Wochen mussten auf Druck der Nationalbank finanzschwache Sparkassen fusionieren, von 45 Instituten sollen am Ende der Restrukturierung nicht mehr als 20 übrig bleiben.
Die katalanische Caixa, 10 Prozent-Eigner der österreichischen Erste-Group, übernahm die Sparkasse von Girona.
Datentransparenz ist Lichtblick
Jose Luis Escriva, Chefanalyst der Banco Bilbao Vizcaya fordert größere Transparenz der Banken, um Vertrauen zu schaffen und weist auf die Erfahrungen mit Stresstests in den Vereinigten Staaten hin. „Transparenz und die Veröffentlichung der Ergebnisse durch die Aufsichtsbehörden war vorteilhaft.“
Spaniens Notenbankchef hat inzwischen angekündigt, in den nächsten Wochen die Ergebnisse des Banken-Stresstests zu veröffentlichen. Schon die Ansage, die Resultate dieses „Gesundheitschecks“ der spanischen Banken publik zu machen, ist für die von Gerüchten verunsicherten Investoren ein Lichtblick.