Sarkozy kümmert sich um Fußball

Frankreich streikt gegen Pensionsreform

Zum 4. Mal seit Jahresbeginn mobilisieren in Frankreich die Gewerkschaften gegen die umstrittene Pensionsreform. Laut einer Umfrage unterstützen 68 Prozent der Franzosen die landesweiten Streiks und Demonstrationen. Präsident Sarkozy kümmert sich inzwischen höchstpersönlich um die französische Fußballtragödie.

Mittagsjournal, 24.06.2010

Pensionsalter steigt

Behinderungen im Flugverkehr, bei den Eisenbahnen, bei den Verkehrsbetrieben, geschlossene Schulen Ämter und Behörden. Der heutige Streik- und Aktionstag gegen die geplante Pensionsreform scheint weit mehr zu mobilisieren als die bisherigen. Und das hat gute Gründe: jetzt liegt das Reformpapier nämlich auf dem Tisch. Bis 2018 soll die Anzahl der notwendigen Beitragsjahre auf 41,5 ansteigen, das Pensionsalter wird von 60 auf 62 Jahre hinaufgesetzt.

Frage der Gerechtigkeit

Gewerkschaftsboss Bernard Thibault protestiert: "Hier geht es nicht um ein Symbol, hier geht es um eine soziale Errungenschaft die uns weggenommen werden soll." Besonders stark mobilisieren die Beamtengewerkschaften, schließlich sollen künftig die Pensionsregelungen des öffentlichen Dienstes an die der Privatwirtschaft angeglichen werden, wie Arbeitsminister Eric Worth unterstreicht: "Das ist eine Frage der Gerechtigkeit." Die Betroffenen sehen das naturgemäß anders und werden an vorderster Front an den über 200 Demonstrationen im ganzen Land teilnehmen.

"Fußballkrisenmanagement"

Etwas eigenartig mutet es da an, dass Präsident Sarkozy gerade an so einem Tag nichts Besseres zu tun hat, als sich neuerlich um die französische Fußballtragödie zu kümmern. Er empfängt Stürmer Thierry Henri zum Vieraugengespräch im Elysee, um über das, wie er meint, notwendige Fußballkrisenmanagement zu beraten. Während Hunderttausende auf die Straße gehen und ihn lautstark daran erinnern, dass Frankreich andere Sorgen hat.