Internationale Konferenz in Wien

Die Zukunft der Roma und Sinti

Die Roma und Sinti haben eines gemeinsam: jahrhundertelange Diskriminierung, Ausgrenzung und Verfolgung, die zum Teil bis heute andauert und massiven Einfluss auf ihre Zukunftsperspektiven hat. Die Konferenz "Romani Butji", die derzeit im Ministerium für Arbeit und Soziales stattfindet, beschäftigt sich mit der Zukunft der größten Minderheit Europas.

Mittagsjournal, 28.06.2010

"In Sachen Roma"

Die EU hat heuer das Jahr gegen Armut und Ausgrenzung ausgerufen. Roma und Sinti sind mit rund 12 Millionen Angehörigen die größte Minderheit Europas. Was liegt daher näher, als sich mit der Ausgrenzung dieser Minderheit in Europa zu befassen, sagt Sozialminister Rudolf Hundsdorfer im Vorfeld der Konferenz "Romani Butji", was so viel heißt wie "In Sachen Roma". Der wesentlichste Punkt, um ausgegrenzte Gruppen in die Gesellschaft zu integrieren, ist die Teilhabe am Arbeitsmarkt, sagt Hundsdorfer. EU-weit ist es aber noch lange nicht soweit.

Mehr Übergriffe

Vor allem die Situation der Roma und Sinti in verschiedenen österreichischen Nachbarländern ist bedenklich, sagt Erich Fenninger, Geschäftsführer der Volkshilfe: "Es ist wieder schick geworden, bei einigen rechtspopulistischen Parteien, die Roma als Sündenböcke zu entdecken, für ihre Politik zu missbrauchen, fast zur Verfolgung und Stigmatisierung aufzurufen. In den letzten Jahren ist es vermehrt zu Übergriffen gekommen."

Diskriminierung in allen Lebensbereichen

Auch der letzte Menschenrechtsbericht von Amnesty International hat eine erschreckende Bilanz über die Situation der Roma, etwa in Rumänien, Serbien und Bulgarien, gezogen. Die Diskriminierung schlägt sich bei den Roma-Gruppen in allen Lebensbereichen nieder, sagt Fenninger. "Sie sind in Gesundheits- und Ernährungsbereichen, Analphabetismus oder Bildungsfragen nicht mit den Durchschnittswerten Europas vergleichbar, sondern mit den Durchschnittswerten von afrikanischen Staaten."

Neue EU-Länder gefordert

Rudolf Sarközi, Vorsitzender des Volksgruppenbeirates der Roma, übt in diesem Sinn harsche Kritik, vor allem an neuen EU-Ländern. Bis zu ihrem Beitritt war das Interesse an der Eingliederung der Roma-Gruppen groß, sagt Sarközi. "Und kaum waren die Länder volle Mitglieder der EU, hat man das alles vergessen." Er fordert deshalb von Österreichs Politikern, auf europäischer Ebene aktiv zu werden und Druck zu machen. "Sie müssen Forderungen stellen an die Länder, dass diese etwas tun müssen. Dann wird das doch irgendwann einen Niederschlag finden."

Förderprogramm "Thara"

Dass Integrationsmaßnahmen gut funktionieren können, zeigt etwa das Volkshilfe-Projekt Thara in Wien. Eine Initiative, die es sich seit fünf Jahren zur Aufgabe gemacht hat, mit verschiedenen Förderungsprogrammen Roma in den Arbeitsmarkt zu Integrieren. Roma und Nicht-Roma arbeiten gemeinsam in diesem Projekt. Rund 1.000 Roma haben sich bisher an Thara gewandt, sagt Gilda Horvath, Mitarbeiterin von Thara und selbst Angehörige der Volksgruppe der Roma.

Identität und Selbstbewusstsein stärken

Hier werden etwa Roma-Jugendliche auf den Arbeitsmarkt vorbereitet: "Wie hart eine Lehre ist, eine Berufsorientierung wird gemacht, damit die Leute die Lehre nicht nach zwei Jahren abbrechen müssen. Was wir zusätzlich für die Roma machen, ist Selbstbewusstsein stärken und Identität stärken. Denn die Leute gehen halb gebrochen in der Gesellschaft herum, verleugnen ihre Wurzeln und geben sich selbst als Serben, Ungarn, Tschechen, Slowaken oder ähnliches, aus." Denn nach wie vor haben Roma auch in Österreich Angst, einen Job nicht zu bekommen, wenn sie sagen, dass sie Roma sind, sagt Horvath.

Mittagsjournal, 28.06.2010

Der Roma-Aktivist Gernot Haupt,

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