Anspannung auch im Nachbarland

Stresstest: 14 deutsche Banken dabei

Der jüngste Stresstest soll helfen, die Lage der grenzüberschreitend agierenden Institute besser einzuschätzen – es ist eine Art Vorsorgeuntersuchung, der sich europaweit 91 große Banken sowie Sparkassen zu stellen hatten. In Deutschland waren 14 Institute dabei – von der renditestarken Deutschen Bank bis hin zur staatlich gestützten Hypo Real Estate.

Mittagsjournal, 23.07.2010

Nur eine Bank scheint durchgefallen

Offiziell gilt noch die erste Bankerpflicht: diskret sein und Schweigen. Weil aber zwischen geprüften Instituten und Aufsicht viel geredet wird dringt manches nach außen, Bestätigungen sind nicht dabei. Wie die Banken in Deutschland abgeschnitten haben, das lässt sich also nur vermuten. Gefragt sind die Einschätzungen der externen Experten. Diese zeigen sich optimistisch. Durchgefallen sei lediglich die verstaatlichte Hypo Real Estate in München.

Die Auswirkungen für den maroden Immobilienfinanzierer halten sich allerdings in Grenzen, da die Bank in ihrer bisherigen Form ohnehin nicht mehr lange bestehen wird. Außerdem hat sie bereits weiteren Kapitalbedarf in Milliardenhöhe angemeldet. Und sie hat beschlossen, mehr als die Hälfte ihres Geschäfts in eine Bad Bank auszulagern, um sich von Altlasten zu befreien.

Landesbanken am meisten in Bedrängnis

Den Test bestanden haben dürften die Landesbanken, von denen manche ebenfalls sehr aktiv auf den internationalen Finanzmärkten agiert haben und in die roten Zahlen gerutscht sind. Das befördert einmal mehr die Kritik, dass die Kriterien zu weich formuliert sind und Anlass geben, das Vertrauen eher zu schmälern als zu steigern. Hier sei die Bankenaufsicht gefordert, mahnt Frank Wahrenburg, Professor für Bankenbetriebslehre.

Wackelkandidaten unter den Landesbanken sind jene, die bisher ohne Staatshilfe über die Runden gekommen sind, etwa die NordLB oder die Landesbank Hessen Thüringen. Besser wenn auch nicht glänzend stehen die gestützten Institute da, wie Bayern LB oder HSH Nordbank. Zugute käme allen Häusern, dass sie über deutsche Bundesanleihen verfügen, die deutlich stabiler eigestuft werden als etwa griechische. Dennoch meint der Bankenbetriebswirt Frank Schiregg, die Landesbanken müssten sich darauf einstellen, dass sie nicht unbeschadet rauskommen. Auch die Länder hätten kein Geld um ihnen zu helfen, die Sparkassenverbände auch nicht. Damit würde bald aus kranken Banken schwer kranke Banken.

Das könnte erneut Debatten nach Konsequenzen auslösen – etwa weiter Landesbanken zusammenzulegen. Wichtiger als der Test sind daher die Konsequenzen der Eigentümer, so der Finanzexperte Jan Pieter Kahnen.

Stresstest selbst im Test

Die Aussagekraft des Stresstest ist unterdessen weiter umstritten. Gerhard Hoffman hat einst bei der Bundesbank solche Überprüfungen mit verantwortet. Hoffmann hält wenig davon.

Als wenig sinnvoll wertet manch Experte auch die Ankündigung, die Ergebnisse zu veröffentlichen. Es sei noch unklar, wie hart oder weich die Prüfkriterien wirklich seien, sagt Klaus Peter Wagner von der Beratungsfirma Ernst & Young.

Zu laxe oder zu strenge Kriterien haben Folgen. Bestehen so gut wie alle Banken den Test, dann scheint der Wert der Beurteilung gering. Fallen zu viele durch, dann scheinen die nächsten Turbulenzen programmiert. Wie die Finanzmärkte reagieren, entscheiden sie jedoch selbst, wenn die Ergebnisse nach Börsenschluss in Europa bekannt sind.