Etwa 100 Milliarden Euro Kapitalbedarf in Europa

Experte: "Schwache Banken sind bekannt"

Zehn der 91 getesteten Banken dürften den Stresstest nicht bestehen. Betroffen dürften vor allem Banken in Spanien, Deutschland und Griechenland sein. Bis zuletzt wurde diskutiert, welche Details veröffentlicht werden sollen. Übers Wochenende haben die Investoren dann Zeit, die Fakten einzuordnen und zu interpretieren.

Drei österreichische Banken getestet

Raiffeisen Zentralbank, Erste und die Unicredit-Tochter Bank Austria müssen gemeinsam mit 88 weiteren europäischen Banken drei Situationen überstehen.

Drei Szenarien durchgespielt

Im ersten Szenario wächst die Wirtschaft in der Eurozone genauso stark wie erwartet, heuer um ein Prozent Wachstum, im kommenden Jahr sind es 1,7. Im zweiten Szenario stottert der Wirtschaftsmotor wieder. Hier kann es zu ersten Schwierigkeiten an den Anleihenmärkten kommen. Der Stress nimmt weiter zu. Im dritten Szenario wird ein Kollaps am Staatsanleihenmarkt durchgespielt.

Mittagsjournal, 23.07.2010

Test soll Schock vom Mai simulieren

Das Testmodell soll den Schock von Anfang Mai simulieren, den Höhepunkt der Schuldenkrise. Damals sind die Risikoaufschläge auf Papiere aus Problemländern wie Griechenland oder Spanien in kürzester Zeit in die Höhe geschnellt und der Handel ist fast zum Erliegen gekommen.

Sechs Prozent Eigenkapital um zu überleben

Getestet wird, ob Banken diesen Stress überleben. Bestanden heißt, das Kernkapital einer Bank rutscht nicht unter sechs Prozent. Das ist das Kapital, das eine Bank braucht, um alle Verluste abzudecken ohne dabei Pleite zu gehen.

Je mehr Eigenkapital, desto mehr Risiko

Gesetzlich vorgeschrieben ist in Österreich ein Kernkapital von vier Prozent. Aber je mehr Kapital eine Bank hat, desto mehr Risiko kann sie tragen. Österreichs Banken haben den Test zweifelsohne bestanden, sickert aus verschiedenen Kreisen gleichlautend durch.

Reaktionen nicht sofort

Der Test wird mit Spannung erwartet, umso mehr weil die Veröffentlichung von Einzelergebnissen kontroversiell diskutiert wurde. Mit dem Test soll das verlorene Vertrauen in die europäischen Banken zurückgewonnen werden. Das funktioniert nicht über Nacht, sagt Daniel Gros, Leiter der Brüsseler Denkfabrik Centre for European Policy Studies: "Die Märkte werde zuerst mit einer Flut von Informationen überschwemmt. Sie können nicht innerhalb von fünf Minuten oder auch fünf Stunden reagieren."

Vorbild US-Stresstest

Vorbild für den Stresstest sind die USA. Dort sind zwar vor eineinhalb Jahren zehn von neunzehn Banken durchgefallen, das Vertrauen konnte dennoch zurückgewonnen werden: "In Amerika wurden im Nachhinein doch sehr viele Details veröffentlicht. -wir sind jetzt sehr gespannt: Werden die kritischen Details veröffentlicht. Wenn ja, dann könnte das zu einer Entspannung führen."

Schwache Banken bekannt

Wenn jetzt nahezu alle Banken den Test bestehen, könnte es wieder Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit geben, meint auch Daniel Gros: "Wenn die Stresstests jetzt so ausgehen, dass nur ganz wenige Banken rekapitalisieren, dann wird der Markt doch einige Banken oder sogar ganze Bankengruppen ausschließen. Die müssen dann vom Staat gerettet werden. Wir wissen ja wo die schwachen Banken liegen, in Deutschland, Holland und ein bisschen in Frankreich. Dann kommen noch hinzu die Banken in den schwachen Ländern selbst: Spanien und Griechenland."

"100 Milliarden Euro Kapitalbedarf"

Analysten von drei unterschiedlichen Banken, darunter der Credit Suisse, gehen von einem Kapitalbedarf von zirka 100 Milliarden Euro aus. Sollte der Test diese Lücke nicht ergeben, könnte das neue Zweifel nähren: "Wenn es jetzt nur zehn Milliarden sind, dann wissen wir, dass die 90 Milliarden in den nächsten Monaten irgendwann nachkommen müssen."

Ergebnisse ab 18:00 Uhr auf Internetseiten

Ab 18:00 Uhr sind die Testergebnisse auf den Internetseiten der Banken zu finden, eine halbe Stunde später auch auf der Seite der Österreichischen Nationalbank.