Aber keine militärische Lösung

EU will Katastrophenhilfe verbessern

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte am Wochenende zu verstärkter internationaler Hilfe im Katastrophengebiet von Pakistan aufgerufen. Die EU-Kommission will nun die Katastrophenhilfe verbessern. Für die Idee einer EU-Hilfstruppe von Frankreichs Präsident Sarkozy gibt es eine Abfuhr.

Morgenjournal, 17.08.2010

"EU hat rasch geholfen"

Kristalina Georgiewa hat ihren Urlaub abgebrochen - wegen der Überflutungen in Pakistan ist die EU-Kommissarin für humantiäre Hilfe früher nach Brüssel zurückgekehrt als geplant. Die EU habe rechtzeitig und auf die Katastrophe in Pakistan reagiert und dabei auch nicht geknausert, versichert sie nun: "Vom ersten Tag an, als die Schwere der Überflutung klar wurde, haben wir 30 Millionen Euro Soforthilfe zugesichert, am 10. August haben wir um 10 Millionen aufgestockt. Gemeinsam mit den Mitgliedsstaaten fließen über 72 Millionen Euro nach Pakistan. Ich muss zugeben, dass unsere Hilfe rascher an die Nichtregierungsorganisationen geflossen ist als an die Vereinten Nationen."

Keine militärische Organisation

Bestehende Netzwerke nützen, das ist das Credo der EU-Kommissarin. Vor allem in Pakistan - einer politisch höchst sensiblen Region - sei es notwendig, verstärkt auf etablierte Nicht-Regierungs-Organisationen zu setzen, und nicht mit dem Militär einzumarschieren. Georgiewa: "Es gab Katastrophen, wo es notwendig war, dass das Militär eingreift - Haiti. Da hatte der Zivilschutz nicht genügend Ausrüstung und Infrastruktur, aber das ist selten. In Konfliktregionen müssen wir mit Militäreinsätzen aufpassen - die Anwesenheit ausländischer Militärs könnte Konflikte erneut anfachen."

Abfuhr für Sarkozy

Damit erteilt Kristalina Georgiewa, übrigens bis vor einem halben Jahr noch Vizedirektorin der Weltbank, dem Drängen von Nicolas Sarkozy eine Abfuhr. Der französische Präsident hatte zuletzt am Wochenende wieder verlangt, dass eine europäische Katastrophen-Eingreifmission gegründet werden müsse. Zwar hat Sarkozy nicht offen ausgesprochen, dass diese Mission militärischen Charakter, also eine Truppe sein könnte. Doch selbst Kristalina Georgiewa hat das so verstanden.

Bündeln und koordinieren

Die EU-Kommissarin will stattdessen die bestehenden Mittel für Katastrophenschutz nutzen und bündeln: "Viele Länder haben äußerst wirksame Zivilschutzmechanismen. Meine Aufgabe ist es, das Ganze größer zu machen als die Summe seiner Bestandteile. Wir haben 27 Systeme - die EU-Kommission könnte das Gesamtsystem koordinieren, wo die Länder im Vorfeld ihre jeweiligen Einsatzmöglichkeiten zusichern und im Bedarfsfall dann eingesetzt werden."

Kristalina Georgiewa arbeitet derzeit an einem Vorschlag zur Verbesserung des europäischen Krisenmanagements. Vor allem Einsatzszenarien bei Naturkatastrophen ausgelöst durch den Klimawandel sollen dabei durchdacht werden. Im Herbst will die EU-Kommissarin für humanitäre Hilfe erste Ergebnisse vorlegen.

Reportage aus dem Katastrophengebiet

Morgenjournal, 17.08.2010

Wiederaufbau kostet 15 Mrd. Dollar

Angesichts der Verwüstungen durch die Hochwasserkatastrophe stellt die Weltbank Pakistan einen Millionenkredit zur Verfügung. Die Regierung in Islamabad bekomme die angefragten rund 900 Millionen Dollar (703 Millionen Euro), teilte die Weltbank am Montag (Ortszeit) in Washington mit. Der ökonomische Schaden durch die Flut sei noch gar nicht absehbar, aber gewaltig. Ein pakistanischer Spitzendiplomat sagte, der Wiederaufbau des Landes werde 15 Milliarden Dollar kosten. Inzwischen gibt es erste gewaltsame Proteste von Flutopfern, die sich von der Regierung im  Stich gelassen fühlen.

Spendenkonten

Rotes Kreuz
PSK 2.345.000, BLZ 60.000

Caritas
PSK 7.700.004, BLZ 60.000

Diakonie
PSK 23.13.300, BLZ 60.000

Licht für die Welt
PSK 92.011.650, BLZ 60.000

Hilfswerk Austria
PSK 90.001.002, BLZ 60.000

UNICEF Österreich
PSK 1.516.500, BLZ 60.000

SOS Kinderdorf
PSK 1.566.00, BLZ 60.000