Warum wird die Seele krank?

8. April 2017, 21:58

Übergewicht und Depression

Psychische Erkrankungen machen bis zu zehn Prozent der Krankenstände aus und sie nehmen zu, heißt es bei den Gesundheitsgesprächen im Rahmen des Europäischen Forum Alpbach.

Dass psychische Krankheiten oft mit einer weiteren Erkrankung einhergehen, nämlich mit Adipositas, krankhafter Fettleibigkeit, darauf macht Gabriele Fischer von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Universität Wien aufmerksam: "Es gibt eine Reihe von wissenschaftlichen Studien, die belegen, dass fettleibige Erwachsene zu 48 Prozent an Depressionen leiden, über 50 Prozent leiden an Angstzuständen und 20 Prozent an zusätzlichen Suchterkrankungen, vor allem Nikotin-oder Alkoholabhängigkeit."

Kein pädagogisches Konzept

Zu klären sei von der Wissenschaft unter anderem noch, grob gesagt, wie Ernährung auf eine Depression wirkt. Grundsätzlich, meint Gabriele Fischer, solche Zusammenhänge und Wechselwirkungen seien der Gesundheitspolitik zu wenig bewusst.

Vor allem hinsichtlich übergewichtiger Kinder und Jugendlicher: "Eine wesentliche gesundheitspolitische Forderung meinerseits ist, dass endlich die Exklusivität übergewichtiger Kinder ausschließlich auf den biologischen Aspekt zu sehen, der Vergangenheit angehören muss." Man müsse die Betroffenen auch auf ihre psychische Gesundheit hin beleuchten und da gehören neben Psychologen auch Pädagogen dazu, so Fischer.

Das Gesundheitswesen fokussiere zu stark auf die medizinische Versorgung, kritisiert die Psychiaterin. Es fehle ein pädagogisches, verhaltenstherapeutisches Konzept, um Adipositas und auch die Zusammenhänge mit psychischen Erkrankungen in den Griff zu bekommen.