Fordert Junge ÖVP - Shakfeh kontert

Auf Deutsch in Moscheen predigen

Teile der Volkspartei fordern von den Mitbürgern islamischen Glaubens mehr Integrations-Bereitschaft. Sebastian Kurz, Bundesobmann der Jungen ÖVP, fordert konkret, dass in den Moscheen mehr Deutsch gesprochen und auch auf Deutsch gepredigt werden soll. Imame könnten so zu einem positiven Beispiel für eine gelungene Integration werden, meint Kurz. Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Anas Shakfeh, kontert.

Morgenjournal, 04.09.2010

Sebastian Kurz, Junge ÖVP,

"FPÖ-Aktion schürt Hass"

Mit der Islam-Kritik der Freiheitlichen will der Obmann der Jungen Volkspartei nichts zu tun haben - die FPÖ hat ja zuletzt mit einem Computerspiel für Aufregung gesorgt, bei dem Moscheen und Muezzine bekämpft oder gestoppt werden sollen. Sebastian Kurz sagt: diese Dinge würden nur Hass schüren und würden das Miteinander in Österreich nur schwieriger machen.

Wichtigstes Ziel: Deutsch lernen

Vielmehr sei es wichtig, bei den österreichischen Muslimen selbst für mehr Integration zu sorgen, wichtigster Punkt dafür sei das Erlernen der deutschen Sprache, meint Kurz. Es gebe in der Islamischen Glaubensgemeinschaft aber Kräfte, die nicht alles tun würden, damit Integration bestmöglich funktioniere: Präsident Shakfeh träume zwar von einer Moschee in jeder Landeshauptstadt, kümmere sich aber nicht um das Erlernen der deutschen Sprache in seiner Glaubensgemeinschaft.

Predigten in Deutsch

Konkret fordert Kurz, dass Gebet und Alltag in den Moscheen möglichst auf Deutsch stattfinden sollen. Die Sprache müsse im religiösen Bereich alltäglich werden. Die Imame könnten hier eine wichtige Vorreiterrolle spielen, meint der Chef der Jungen ÖVP. Die Ausbildung der Imame erfolge in der Türkei auf Türkisch. Kurz sagt, es gehe um 500.000 Muslime in Österreich, die auf Deutsch ausgebildet werden sollten. Damit könnte man auch gegen Parallelgesellschaften ankämpfen.

Wobei es an der Universität Wien seit einem Jahr erste Ansätze für eine Imam-Ausbildung gibt: einen speziellen Lehrgang für Muslime in Europa, der auch von verschiedenen Ministerien und der Stadt Wien unterstützt wird. Außerdem hat der Österreichische Integrationsfonds im Mai dieses Jahres erstmals mit eigenen Deutschkursen für Imame begonnen.

Shakfeh kontert

In vielen Moscheen in Österreich wird bereits auf Deutsch gepredigt - das sagt Anas Shakfeh, der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich auf die Kritik von Teilen der Volkspartei - die junge ÖVP hatte zuletzt von den Mitbürgern islamischen Glaubens mehr Integrationsbereitschaft gefordert und ist dafür eingetreten, dass in den Moscheen hierzulande mehr Deutsch gesprochen werde - Shakfeh tritt - wie die JVP auch - dafür ein, dass Imame in Österreich ausgebildet werden.

Mittagsjournal, 04.09.2010

Anas Shakfeh, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich,

Deutsch schon umgesetzt

Anas Shakfeh versteht den Vorstoß der jungen ÖVP nicht - Wenn deren Vorsitzender Sebastian Kurz kurz davon spricht, dass in Moscheen nicht auf Deutsch gepredigt werde, dann habe er die Entwicklungen der vergangenen Jahre nicht verfolgt, sagt der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft. Seit einigen Jahren gebe es viele Moscheen in Wien, wo man auf türkisch, arabisch oder deutsch predige.

Und deshalb fördere die islamische Glaubensgemeinschaft das Erlernen der deutschen Sprache aktiv. Man habe eine Reihe von Schulen, die in deutsch unterrichten mit Freifächern arabisch und türkisch.

Problem Imam-Ausbildung

Und auch Imame lernen verstärkt Deutsch, dafür gebe es etwa ein Programm, das gemeinsam mit dem Innenministerium entwickelt worden sei, sagt Shakfeh. Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft tritt auch dafür ein, dass die islamischen Prediger künftig in Österreich ausgebildet werden. Man stehe mit der Universität Wien in Verhandlungen, es fehle allerdings an der Finanzierung. Wenn die junge ÖVP dabei helfen wolle, sei sie herzlich dazu eingeladen, sagt Shakfeh.

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