Möglicher Kunstuni-Standort
Zukunft der Linzer Tabakfabrik weiter offen
Noch bis 11. September findet in der Linzer Tabakfabrik das Ars-Electronica-Festival statt; was danach aus dem Gebäude wird, bleibt vorerst jedoch weiter offen. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion wurde über die Zukunft des Gebäudes gesprochen.
26. April 2017, 12:23
Kulturjournal 08.09.2010
Am Dienstagabend haben Vizebürgermeister Erich Watzl (ÖVP), Finanzstadtrat Johann Mayr (SPÖ), der Linzer Universitätsprofessor Robert Bauer, der auch die Nachnutzungsstudie für das Gebäude erstellt hat, Künstler Gerhard Haderer, Ars-Electronica-Leiter Gerfried Stocker und Philosoph Frithjof Bergmann die Diskussion um die Zukunft des Gebäudes eröffnet.
Bildung, Wissenschaft, Soziales, Technologie, Kunst und Kultur - all das solle in dem ehemaligen Industriekomplex zukunftsweisend aufeinandertreffen, ohne einem "Gemischtwarenhandel" zu gleichen, wenn es nach den Diskutanten geht. Man solle sich Zeit lassen, "in der Tabakfabrik muss Platz sein, Neues zu erproben", meinte Mayr. Immerhin sei das Areal mit 82.000 Quadratmetern größer als das Wiener Museumsquartier. Ziel müsse sein, ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen. Außerdem müsse man überlegen, wie die Finanzierung von statten gehe, denn "die Stadt Linz ist nicht in der Lage das Areal zu subventionieren". Das bedürfe breiterer Unterstützung.
Innenhof mit Qualität
Stocker führte die enorme Qualität des Innenhofes ins Treffen. "Das muss jedes Konzept benutzen, um erfolgreich zu sein", sprach der derzeitige Hausherr aus den Erfahrungen der vergangenen Tage. "Für die Ars war's das. Wir haben gezeigt, was möglich ist", erteilte Stocker einem Festival 2011 in der Fabrik eine Absage. Watzl sah am Beispiel des Festivals, die als Modellfall oder Prototyp gelten könne, den gesamtheitlichen Ansatz bewiesen.
Bergmann hat "das Gefühl, Linz hat es in sich, ein Modell für die Zukunft zu werden". Es sei eine Transformation in Gang, und er habe bei der Ars mit dem Projekt "NANK" (Neue Arbeit Neue Kultur) versucht, Technologien einzuführen, die mit großer Vielfalt und Zukunftsentwicklungen zu tun haben. Haderer meinte, man solle nicht sofort an die Endnutzung denken, sondern in der derzeitigen Phase könnten durchaus noch mehr Projekte stattfinden.
Kunst, Technologie und Gesellschaft
Für Bauer war die einzige Frage: "Was braucht der Großraum Linz um die Zukunft zu gestalten und was kann die Tabakfabrik dafür tun?" Er wünscht sich eine Tabakfabrik, in der Kunst, Technologie und Soziales aufeinandertreffen, "die uns ein Stück weit hilft, umzudenken, die uns hilft, von reiner Technologie weg hin zu human centric technologies, wo der Mensch im Mittelpunkt steht". In der Mischung Kunst, Technologie, Gesellschaft sieht auch Stocker ein Erfolgsrezept. Haderer stellt sich ein "Nebeneinander von verschiedenen Elementen, die in der Lage sind, sich auch praktisch gegenseitig zu befruchten", vor.
Mayr forderte die Kunstuniversität Linz auf, innezuhalten in ihrer räumlichen Entwicklung und zu prüfen, ob die Tabakfabrik ein sinnvoller Ort sei. "Ich bin ein Anhänger der Idee, dass die Kunstuni hier herein soll", outete sich der Stadtrat und wurde prompt aus dem Publikum gefragt, ob nicht vonseiten der Politik positiver Druck möglich wäre. Er habe ohnehin den Eindruck, dass das Entscheidungsgremium bereit sei, zu diskutieren, meinte Mayr. "Kunstuni trifft auf clean technologies und Auseinandersetzung mit Sozialem", spann Bauer den Faden weiter. Wichtig sei, dass man die Ästhetik des Ortes berücksichtige. Er wünsche sich ein "architektonisches Kronjuwel im Donauraum", sagte der Uni-Professor am Institut für Organisation an der JKU.
Haderer betonte die Wichtigkeit von Bildung als Grundsäule auf dem Areal, weil es Menschen beteiligen würde, und wünscht sich mehrere Diskussionsforen wie dieses. Die Musikschule als ergänzende Einrichtung brachte deren Direktor Christian Denkmaier aus dem Publikum mit neuen Ideen ins Spiel. Genau das solle die Diskussion auslösen, dass sich Institutionen oder Leute überlegen, "was müssten wir in Zukunft anbieten, um für die Tabakfabrik würdig zu werden?", gefiel Bauer dieser Zugang.
Text: APA, Audio: ORF
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