Paletten als Zelt-Alternative

Rettendes Dach für Krisenregionen

Zwei oberösterreichische Architekten haben ein leicht zu konstruierendes und billiges Haus entwickelt. Als Baumaterialien fungieren Holzpaletten und Holzstaffeln, die besonders in Katastrophengebieten einfach und schnell zu beschaffen sind. Revolutionär sind die hohe Qualität sowie der Wohnkomfort.

Schutz vor Hitze und Kälte

Das "Palettenhaus" oder "pallethouse", wie es von den beiden Erfindern auch genannt wird, könnte vielen Flüchtlingen das Leben erleichtern: Im Gegensatz zu den heute üblichen Zelten ist es stabiler und kann auch isoliert werden, sodass es besser vor Hitze und Kälte schützt.

Zur Zeit arbeiten Andreas Schnetzer und Gregor Pils an einem Gebäudesystem für Haiti. Gleichermaßen interessant ist das Konzept aber auch für Pakistan sowie alle Flüchtlingslager, Slums und Katastrophengebiete weltweit. Außerdem könnte es durchaus in Westeuropa, zum Beispiel als quaderförmiges Niedrigenergiehaus, verwendet werden.

Aufbau leicht gemacht

Ein Vorteil ist das einfache Aufstellen: Laut den beiden Architekten können zwei Personen innerhalb von einer halben Stunde ein solches Haus bauen, ohne dass vorher Ausbildung und Einschulung nötig wären. Das Prinzip ist einfach: Paletten sind in Krisengebieten allgegenwärtig, weil sie als Trägermedium für Hilfsgüter verwendet werden. Zusätzlich sind sie auch im Alltag bei verschiedenen Firmen in Verwendung, also normalerweise lokal in großen Mengen präsent.

Diese Paletten sollen gesammelt und Holzstaffeln besorgt werden. Durch ein einfaches Stecksystem werden sie miteinander verbunden, sodass sie einen Tunnel bilden. Wasserdicht gemacht wird das Haus durch eine Plane, die darüber gespannt wird. Diese sollte durch Hilfslieferungen bereitgestellt werden. Eine Alternative dazu bilden lokal vorhandene Materialien wie Folien, Metallplanken und andere Abdeckungsmöglichkeiten.

Zum Schutz vor Kälte und Hitze können die Häuser isoliert werden. Dies geschieht beispielsweise mit Lehm oder Stroh - beides sehr leicht erhältliche Materialien. Durch diese Abdichtung ist langfristiges Bewohnen der Bauten mit Komfort möglich: "Die Menschen leben in den Flüchtlingslagern oft ein bis zehn Jahre, das ist in einem Zelt sehr unangenehm. Mit dem Palettenhaus werden sowohl eine höhere Wohn- als auch eine bessere Lebensqualität erzielt", sagt Gregor Pils.

Auch für Europa interessant

Die Idee hinter dem Palettenhaus sei es, "alte" Materialien zu verwenden und dadurch Energie zu sparen. Es sei durchaus vorstellbar, solche Häuser auch in Europa zu bauen - sie weisen hohe Qualität und gute Energiewerte auf, so die beiden Architekten.

Das Palettenhaus wurde bereits einige Male eingesetzt, allerdings nicht für private Verbraucher, sondern auf Kunstschauen: Schnetzer und Pils waren mit ihrem quaderförmigen Bauwerk bereits auf der Biennale Grenoble 2008, der Biennale Venedig 2008, im Wiener MuseumsQuartier 2008/09, beim Linzer Kulturhauptstadtjahr 2009 und in Brüssel beim Overshootday 2009 zu Gast.

Ein Haus als Verwandlungskünstler

Das neueste ausgeführte Projekt der beiden Architekten ist ein tunnelartiges Palettenhaus ("Refugee Tube") in Johannesburg, Südafrika. Es wurde im Mai 2010 fertiggestellt und wurde von den Benutzern und Anrainern positiv aufgenommen.

Die Tunnelform ist aufgrund ihrer Struktur sehr stabil und daher auch für Erdbebengebiete und zum Schutz vor starkem Wind gut geeignet. Das Palettenhaus kann in dieser Bauart dank seiner variablen Größe nicht nur als Wohnhaus, sondern auch als Brücke, Lagerraum oder anderweitig genutzt werden.

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Palettenhaus
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