Gewinnerin des Wolf-Förderpreises 2010

Berivan Sayici, bildende Kunst

Begonnen hat sie mit Malerei: Berivan Sayici, Jahrgang 1985, die an der Wiener Angewandten Fotografie und an der Akademie kontextuelle Malerei studiert. Im Herbst 2010 erhielt die vielseitige Künstlerin den Wolf-Förderpreis. Zuletzt war sie im Rahmen des Ö1 Quiz mit der Grafik "Just Hang in there" vertreten.

"Kunst hat mich schon immer interessiert. Anfänglich habe ich gezeichnet, dann auch geschrieben. Zunächst wollte ich an die Grafische, habe dann aber die Höhere Lehranstalt für künstlerische Gestaltung entschieden.

Danach habe ich Malerei an der Kunstschule Wien studiert. Und dort hatte ich erstmals Kontakt mit anderen Kunstformen wie Performance oder Videokunst.

Mit der Zeit fand ich für mich heraus, dass die Malerei als Ausdrucksmittel limitiert ist. So habe ich mit einer Mischung aus Performance und Fotografie begonnen", berichtet Berivan Sayici, gebürtige Wienerin, deren Vater Kurde ist, Jahrgang 1985, über ihre Anfänge.

Seit 2009 absolviert sie ein Fotografie-Studium an der Wiener Angewandten, und studiert gleichzeitig an der Akademie der bildenden Künste kontextuelle Malerei bei Hans Scheirl.

Abschließen wird sie beide Studien voraussichtlich 2011.

Wolf-Förderpreisträgerin 2010

Im November 2010 wurde der ambitionierte Künstlerin der mit 5.000 Euro dotierte Förderpreis der Karl-Anton Wolf Stiftung, der im Rahmen des Ö1 Talentestipendiums für bildende Kunst vergeben wird, zuerkannt:

"Ich will in Richtung Objekt-Kunst gehen, hatte nur bisher nicht die Mittel, um geplante Projekte zu realisieren. Eine Arbeit wird nun sicher eine Licht-Installation", freute sich die junge Wolf-Preisträgerin.

Mit dieser Grafik war Sayici im Rahmen der Ö1 Grafik-Aktion, an der junge Grafik-Künstler/innen der Ö1 Talentebörse teilnehmen, vertreten.

Von Zeichnung bis Installation

Zu den Medien, mit denen Berivan Sayici arbeitet, zählen Zeichnung, Druck, Fotografie, Video, Performance und Installation, die für sie derzeit im Zentrum steht.

Neues aus Gegensätzlichem

"Ich verbinde gerne Gegensätze, aus denen ich dann Neues entstehen lasse. Die Frage nach 'weiblicher' Identität bildet einen großen Themenschwerpunkt in meiner Arbeit", charakterisiert Sayici ihr Schaffen.

Installation "Looking for Love"

Zu einem der wichtigsten Werke von Berivan Sayici zählt ihre Installation "Looking for love", die 2010 entstanden ist und eine Glory Hole (ein Loch in einer Wand, das meist anonymen Sexualkontakten dient) darstellt:

"Es war dies meine erste installative Arbeit. Optisch ist sie zwar nicht so verführerisch wie die anderen Projekte - aber sie wurde gut aufgenommen.

Es geht hier um Liebe und warum sie uns so wichtig ist. Das Loch, das verbindet, und die Wand, die trennt - das fand ich eine schöne Metapher."

Video zu Sexualität - Essstörungen

Eine andere wichtige Arbeit Sayicis ist ein Video, das in Zusammenarbeit mit Ö1 Künstler Paul DeFlorian entstanden ist und in dem es um Sexualität und Essstörungen geht:

"Diese Arbeit, die einen interessanten Entstehungsprozess hatte, kostete große Überwindung. Es geht hier um einen Vergleich von Sexualität und Essstörungen.

Wir haben uns gegenseitig den Finger in den Mund gesteckt, bis wir erbrechen mussten. In meinen Arbeiten geht es oft um Körperlichkeit. Und ich fand es interessant, was Berührungen auslösen können. Paul war für dieses heikle Thema der ideale Partner, weil er risikofreudig ist und selbst Performances macht."

Zahlreiche Ausstellungen

Seit 2006 war die vielseitige Künstlerin an zahlreichen Ausstellungen beteiligt:

So unter anderen bei "Looking on Aids" in der Galerija Kristofor Stankovic in Zagreb (2007), bei "Chelsea International Fine Art Competition" in der Agora Gallery New York (2008), bei "Act Art 7 - Children of the Damned" in London, in "(Nach)Wirkungen Ad Alice Schwarzer" im Heiligenkreuzer Hof Wien, bei der Performance "All you can(t) eat" in Berlin, sowie heuer bei "Act Art 8 - Censored, Electro Works" in London und bei "Crossborders" in der Masc Foundation Wien.

Einzel-Ausstellungen in Zagreb

2007 hatte Berivan Sayici ihre ersten beiden Einzel-Präsentationen im Österreichischen Kulturforum in Zagreb sowie im Rahmen der Retrospektive des "Performance Art Festival Dubrovnik" in der Galerie Otok.

"Man hatte meine Fotoarbeiten im Internet gesehen und so entstand der Kontakt. Das Lustige daran war, dass ich damals selbst noch keine Performances machte, sondern sie nur fotografierte."

International tätig sein

Wie lauten die Zukunftswünsche der erfolgreichen Künstlerin?

"Freischaffende Künstlerin zu sein und davon auch leben zu können. Ich möchte auch für einige Zeit ins Ausland gehen und international Fuß fassen. Und ganz wichtig ist mir, dass ich nicht stehen bleibe, sondern mich weiter entwickle", so Berivan Sayici.