Nach neuem Pflegeheimskandal
Pflegepersonal: Ausbildung mangelhaft
Was im Pflegeheim Schwanberg in der Weststeiermark genau passiert ist und wer dafür die Verantwortung trägt, das versucht derzeit die Justiz zu klären. Unabhängig davon fordern Experten, dass die Ausbildung von Pflegekräften in Österreich dringend verbessert wird. Gerade, wenn es um den Umgang mit Patienten geht, die schwere geistige oder psychische Erkrankungen haben.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 23.09.2010
Ruf nach Fachhochschulausbildung
Pflegekräfte besser ausbilden - das ist mittlerweile eine langjährige Forderung der Fachleute. Erster Wunsch: statt einer dreijährigen Ausbildung zur diplomierten Fachkraft Ausbildung an einer Fachhochschule. In anderen Ländern ist das längst umgesetzt, sagt Ursula Frohner vom Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverband. Je instabiler eine Pflegeperson ist, desto kompetenter muss der oder die Pflegerin sein.
Derzeit bilden große Krankenhäuser mit ihren angeschlossenen Krankenpflegeschulen vor allem für den eigenen Bedarf aus, kritisiert Frohner. Zweiter Wunsch: mehr Supervision und begleitende Betreuung für die Pflegenden. Im Gesetz seien zwar 40 Stunden Fortbildung innerhalb von fünf Jahren vorgeschrieben, umgesetzt und kontrolliert werde das je nach Bundesland aber sehr unterschiedlich.
Image verbessern
Das System zu öffnen, fordert auch die steirische Patientenanwältin Renate Skledar, die jene Kommission leiten wird, die die Vorwürfe gegen die Leitung des Heims in Schwanberg prüfen soll.
Schon jetzt hat der schwierige Pflegeberuf zu Unrecht ein schlechtes Image, kritisieren die Expertinnen. Und da sei es wenig hilfreich, wenn Politiker vorschlagen, dass Langzeitarbeitslose in der Pflege eingesetzt werden sollen, ist Ursula Frohner empört. Die Tendenz sei lediglich, die Arbeit auf niedrigem Lohnniveau zu halten. Genau das Gegenteil sei aber notwendig.
Politik gefordert
Vor allem, fordert Claudia Kastner-Roth von der Plattform Pflegenetz, müsse sich die Politik von dem Gedanken verabschieden: man könne im Pflegebereich sparen. Ein Blick auf die demographische Entwicklung genüge.
Neue Ansätze und Strukturen fordern die Expertinnen, Konzepte gebe es genug, die Politik müsse sie nur umsetzen.