Starker Yen bereitet Exportprobleme

Japan kämpft mit Währungsaufwertung

Der japanische Währungskurs steigt immer weiter und bereitet dem stark exportorientierten Land Probleme. Vor allem die USA und China versuchen im Abwertungswettlauf auf den Devisenmärkten die eigene Währung niedrig zu halten, um sich Handelsvorteile zu verschaffen. Bei der Tagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) wird das eines der wichtigsten Themen sein.

Abendjournal, 8.10.2010

Exportgüter um 15 Prozent teurer

Der Yen nimmt seit Wochen gegenüber dem Dollar zu wie ein Sumoringer vor einem Turnier. Ein solches Schwergewicht wie jetzt war die japanische Währung 15 Jahre lang nicht. Um annähernd 15 Prozent hat sie seit Mitte des Jahres zugelegt und die Exportgüter dementsprechend teurer gemacht. Japan fordert daher einmal mehr eine stärkere internationale Abstimmung gegen große Wechselkursschwankungen. Die führenden Industrienationen müssten sich fest entschlossen zeigen, den Abwertungswettlauf zu vermeiden. Positive Reaktionen auf diese Forderung sind bisher jedoch ausgeblieben.

Schuldenberg abbauen und Wirtschaft ankurbeln

Die Situation macht es Regierungschef Naoto Kan noch schwerer scheinbar unvereinbares zusammenbringen. Er muss einerseits den gewaltigen Schuldenberg abbauen und andererseits die Wirtschaft ankurbeln. Per Nachtraghaushalt will Kan Gelder freimachen, um Jobsuchenden sowie kinderreichen Familien zu helfen. Das jüngste Konjunkturpaket umfasst mehr als 40 Milliarden Euro, doch wie es finanziert werden soll, ist noch offen. Die geplante Mehrwertsteuererhöhung ist höchst umstritten, das Finanzministerium wehrt sich dagegen, dass neue Kredite aufgenommen werden.

Wirtschaft kommt nicht aus Rezession

Die bisherigen Konjunkturprogramme haben kaum Wirkung gezeigt. Japan kämpft noch immer mit einer Deflation: Die Preise für Waren und Dienstleistungen fallen Monat für Monat, Investoren und Konsumenten halten sich zurück, die Wirtschaft kommt nicht aus der Rezession.

Nullzinspolitik freut europäische Anleger

Im Kampf gegen den überstarken Yen hatte die japanische Notenbank erst in dieser Woche ihre Geldschleusen noch weiter geöffnet und ist praktisch zu ihrer Nullzinspolitik früherer Jahre zurückgekehrt. Das freut viele Anleger, für die der Yen als Währung für Schulden beliebt ist. Angelegt wird das Geld dann im relativ teuren und damit renditestarken Euroraum oder in der Schweiz.