EU berät über Bombenserie

Strengere Kontrollen für Luftfracht

Die Serie von Paketbomben hält Europa nicht nur in Atem, es sollen auch Konsequenzen aus den versuchten Terroranschlägen gezogen werden. Den Anfang hat Griechenland gemacht: Seit Donnerstagnacht geht keine Luftpost mehr aus dem Mittelmeerstaat ab. Am Freitag besprechen Sicherheitsexperten in Brüssel weitere Schritte.

Morgenjournal, 5.11.2010

Lücken im System

Luftfracht wird kontrolliert und durchleuchtet. Doch das System hat Lücken. Bekannte Kunden, dazu zählen Luftfrachtspediteure, werden weniger umfangreich kontrolliert als unbekannte Versender. Das sind Privatkunden, die ein Paket in die USA oder nach Griechenland schicken.

Ein zweites Problem sind Pakete aus dem Ausland, die in Europa nur umgeladen werden. Diese Pakete werden stichprobenartig kontrolliert, berichteten deutsche Sicherheitsexperten nach dem Vorfall in der Vorwoche.

Änderungen im Kontrollsystem

Die Sicherheitslücke soll so rasch wie möglich geschlossen werden. Das ist der Auftrag an die Runde in Brüssel. Im Mittelpunkt stehen zunächst die britischen Sicherheitsleute. Ihre Erfahrungen mit dem Paketfund interessieren die anderen EU-Staaten. Wie und wo wurde kontrolliert, wie wurde das explosive Paket herausgefischt?

Denn eines der Bombenpakete aus dem Jemen wurde am britischen East-Midlands-Airport nahe Nottingham gefunden und zuvor in Köln umgeladen. Erkenntnisse aus dieser Diskussion dürften zu einer Änderung im Kontrollsystem führen. Denn im Kern dreht sich alles um die entscheidende Frage, was mit Luftfracht aus dem Ausland passieren soll.

Schwarze Liste für "Terrorstaaten"?

Großbritannien setzt sich für eine lückenlose Kontrolle der Luftfracht aus dem Ausland an allen Umschlagplätzen ein. Die Mehrheit der EU-Staaten hält eine "schwarze Liste" für denkbar. Da sollen Länder wie Afghanistan, Jemen oder Somalia drauf gesetzt werden. Konkret soll Post aus diesen Ländern dann bei jedem Umladen umfassend und neu kontrolliert werden.

Nicht genügend Kontrollgeräte

Auch einige technische Frage, wie der Weltluftfahrtverband IATA feststellt. Dazu müsste die technische Ausstattung der Flughäfen nachgebessert werden. Derzeit gebe es kaum Geräte, die Fracht-Paletten oder ganze Container durchleuchten könnten, heißt es beim Verband.

Die Geräte, die jetzt verwendet würden, benötigten auch viel zu viel Zeit. Und Zeit ist im Transportgewerbe Geld. Denn die im Vergleich zum Schiff hohen Kosten nehmen viele Kunden in Kauf. Sind doch die Waren im Nu transportiert. Auch ein Verbot der Frachtmitnahme in Passagierflugzeugen steht zur Diskussion. Fast jedes zweite Frachtgut wird mittlerweile im Bauch einer Passagiermaschine transportiert.

Lange Diskussionen erwartet

Heute wird keine Entscheidung erwartet, aber vermutlich eine Diskussionsgrundlage erarbeitet. Denn das Thema bleibt länger auf der Agenda der EU. Am Montag suchen auch die Innenminister, im Dezember noch die Verkehrsminister und möglicherweise auch die Staats- und Regierungschefs nach einer Abdichtung der Lecks.