Interview mit Ewald Nowotny
Von Währungskriegen und Sparmaßnahmen
Die USA pumpen 600 Milliarden Dollar in die Ankurbelung ihrer Wirtschaft. Das wertet den Euro auf und macht europäische Exporte teurer, erklärt Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny. Er sieht aber auch Vorteile in einem teuren Euro. Zudem äußert er sich positiv über das Sparpaket der österreichischen Regierung.
8. April 2017, 21:58
"Besteuerung von Kapitalgewinnen ist international üblich."
Nationalbankchef Ewald Nowotny im Gespräch mit Nadja Hahn.
Teurer Euro verlangsamt Wachstum
Der Euro trägt die Hauptlast der amerikanischen Dollar-Abwertung, sagt Ewald Nowotny, Gouverneur der österreichischen Nationalbank und Mitglied des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB). Vor allem, weil auch viele asiatische Währungen an den US-Dollar gebunden sind.
Die Aufwertung einer Währung habe viele Effekte, erklärt Nowotny: positive und negative. Ein Vorteil sei, dass die Importe billiger werden. So werde zum Beispiel eine allfällige Erhöhung von Energie- oder Rohstoffpreisen für Europa abgemildert. Auf der anderen Seite leiden die europäischen Exporteure, denn europäische Waren werden teuer, wenn der Euro teuer ist. Daher gehe man davon aus, dass die Wachstumsraten in Europa 2011 etwas niedriger sein werden als heuer.
Stabile Preise oder stabile Wechselkurse?
Für die europäische Zentralbank gebe es keinen Grund, etwas zu unternehmen. Denn das Ziel der EZB sei Preisstabilität und nicht ein bestimmter Wechselkurs, sagt Nowotny, und diese beiden Ziele lassen sich nicht unter einen Hut bringen: "Wenn wir Preisstabilität wollen, heißt das, dass wir nicht intervenieren, also leben wir mit diesen Schwankungen. Die Industrie hat sich auch darauf eingestellt. Was wir aber vermeiden wollen, sind abrupte Währungsänderungen."
"Budget geht in richtige Richtung"
Der Chef der europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, hat am Donnerstag erst die europäischen Regierungen dazu aufgefordert, ihre Haushalte in Ordnung zu bringen. Ewald Nowotny ist der Meinung, dass die Schritte, die die österreichische Regierung mit dem Budgetentwurf gesetzt hat, in die Richtung gehen: "Aber man muss sich schon bewusst sein: Budgetkonsolidierung ist ein langfristiges Geschäft. Es geht nicht nur um Defizite, sondern auch um die Schuldenentwicklung und da müssen wir noch längere Zeit mit einer sehr restriktiven Budgetpolitik weiter fahren."
Wer zahlt die Bankensteuer?
Der Budgetentwurf der Regierung sieht ja auch eine Bankensteuer vor. Inwiefern diese Abgabe dann auf die Kunden abgewälzt werde, hänge von den unterschiedlichen Geschäftsfeldern ab. Das könne bei Wohnbaukrediten beispielsweise völlig anders aussehen als bei Konsumkrediten. Dort, wo ein hoher Wettbewerb herrsche, könnten es sich die Anbieter nicht leisten, das auf die Kunden abzuwälzen: "Nachdem wir in Österreich generell einen hohen Wettbewerb haben, gehe ich davon aus, dass das großteils nicht der Fall sein wird."
Der Besteuerung von Aktiengewinnen steht der Nationalbankpräsident grundsätzlich positiv gegenüber: "Die Besteuerung von Kapitalgewinnen ist international üblich. Das ist in den USA gang und gäbe. Ich denke, dass ist keine Verzerrung einer Struktur."