Standortfrage schwelt weiter

Keine Lösung im Atommüllstreit in Sicht

Nach den heftigen Demonstrationen gegen den Castor-Transport ist der Streit über ein Endlager für den radioaktiven Müll in Deutschland wieder entbrannt. Geht es nach den Regierungsparteien CDU/CSU und FDP soll Gorleben weiter erkundet werden. Gegen Alternativen, etwa Standorte in anderen Bundesländern wehren sich die dortigen Ministerpräsidenten.

Mittagsjournal, 12.11.2010

Gorleben will nicht alleine dastehen

Was macht man mit Müll? Klar - entsorgen. Und wo? nur nicht im eigenen Garten. Und warum? Weil es Gorleben gibt. Das ist zumindest kurz zusammengefasst die Argumentation etwa der Ministerpräsidenten von Bayern oder Baden-Württemberg. Und das macht den Ministerpräsidenten von Niedersachsen David McAllister, wo Gorleben liegt, wütend. Es gebe wenig Solidarität, sagt er.

Kein Verständnis in anderen Ländern

Und mit seiner Wut steht er nicht alleine da, wie die Demonstrationen im Zuge des letzten Castor-Transports gezeigt haben. Aber das beeindruckt die Verantwortlichen in Bayern und Baden-Württemberg nicht, wie etwa die Umweltministerin von Baden-Württemberg, Tanja Gönner. Sie will keine neuen Genehmigungen.

Frage der Lagerung

Gibt es wirklich keine Alternative zu den Salzstollen in Gorleben? Geologen sagen, Salz wäre schon geeignet für die Lagerung von hochradioaktivem Müll, weil Salz den Vorteil größerer Hitzebeständigkeit hat. Aber sind die Salzstollen in Gorleben auch dicht genug?

Der radioaktive Müll müsste für tausende von Jahren dort gelagert werden und wie holt man den Müll wieder heraus, wenn etwa Wasser eindringen sollte? In diesem Punkt könnten Ton oder Granit eine Alternative sein. Zumindest glauben die Franzosen und Schweizer daran, denn sie haben sich für Ton entschieden und Finnland und Schweden setzten auf Granit. Nur in Deutschland wären Ton und Granitformationen in Bayern oder Baden-Württemberg zu finden und was die dortigen Politiker zu einem Endlager meinen, ist schon angesprochen worden. Noch mehr Ablehnung kommt von der dortigen Bevölkerung etwa in Philippsburg in Baden-Württemberg - wo ebenfalls ein Atomkraftwerk steht.

Alles bleibt beim Alten

Jetzt gibt es mit Hessen ein erstes südliches Bundesland in Deutschland, das Verständnis für die Wut in Gorleben zeigt. Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier meint, sollte sich Gorleben als ungeeignet erweisen, dann müsste überall in Deutschland nach einer geeigneten Alternative gesucht werden.

Aber noch konzentriert sich die Deutsche Bundesregierung auf Gorleben - die Umweltaktivisten auch. Und so werden die Ministerpräsidenten von Bayern und Baden-Württemberg weiter ihre Gärten verteidigen, Deutschland jährlich rund 450 Tonnen hochradiaktiven Müll produzieren und die bestgesichertste Müllabfuhr - der Castor-Transport - weiter für Aufregung sorgen.