Interesse aus Hongkong und Südkorea

Käufersuche für A-Tec-Tochter

Nach den gescheiterten Verhandlungen mit den Gläubigerbanken der insolventen A-Tec-Gruppe muss jetzt dringend ein Käufer für das Herzstück der A-Tec gefunden werden - die Anlagenbau-Sparte Austrian Energy and Environment(AE&E). Dem Vernehmen nach soll der Hongkonger Finanzinvestor Mass Financial Corporation den Zuschlag erhalten.

Mittagsjournal, 16.11.2010

Verkauf soll Arbeitsplätze retten

Die Zeit drängt für die AE&E: Das einstige Aushängeschild der A-Tec-Gruppe benötigt insgesamt 150 Millionen Euro an frischem Geld und Haftungen, sonst können Projekte nicht mehr finanziert und der Betrieb nicht mehr weitergeführt werden. Die rund 20 in- und ausländischen Gläubigerbanken sind am Montag abgesprungen. Konzernchef Mirko Kovats sei ihnen zu wenig entgegengekommen, heißt es aus Verhandlerkreisen. Um das Überleben der AE&E, die in Österreich rund 600 Mitarbeiter beschäftigt, zu sichern, bleibt nun im Prinzip nur noch ein Verkauf der Sparte. Die Gläubigerversammlung tagt seit Dienstagfrüh, möglicherweise gibt es noch im Verlauf des Nachmittags eine Entscheidung. Zu einer Stellungnahme war noch keiner der Beteiligten bereit.

Interesse aus Hongkong

Aussichtsreichster Kaufinteressent für AE&E ist angeblich der Hongkonger Finanzinvestor Mass Financial Corporation. Das Unternehmen wurde dem Vernehmen nach von der Raiffeisen Zentralbank ins Spiel gebracht, die zu den Gläubigerbanken von A-Tec gehört. Der Hongkonger Finanzinvestor ist im Rohstoffhandel tätig und hat ein Büro in Wien. Die Mass Financial Corporation soll die AE&E um einen symbolischen Euro kaufen und dem Unternehmen eine sofortige Geldspritze von 15 Millionen Euro zuschießen, um das kurzfristige Überleben der A-Tec-Tochter zu sichern, weiters soll AE&E einen 85 Millionen Euro-Kredit und eine Kapitalerhöhung um 50 Millionen Euro bekommen.

Alternative Südkorea

Auch mit einem anderen asiatischen Unternehmen wird angeblich über einen Kauf von AE&E verhandelt, nämlich mit dem Anlagenbauer Doosan. Das Angebot des südkoreanischen Unternehmens soll zwar attraktiver sein als das des Hongkonger Finanzinvestors, allerdings soll Doosan auf einer genauen Prüfung, einer so genannten Due Diligence, der A-Tec Gruppe bestehen. Ein solches Durchleuchten aller Unternehmensteile würde mehrere Wochen dauern. Zeit, die die AE&E nicht hat. Deshalb hat Mass Financial Corporation angeblich die besseren Karten, da der Finanzinvestor aus Hongkong - im Gegensatz zum strategischen Investor aus Südkorea - bereit wäre, den AE&E-Deal quasi sofort abzuwickeln.

Andritz wollte nur Teile

Auch der österreichische Anlagenbauer Andritz soll an der A-Tec Sparte AE&E interessiert sein, da sie gut ins Portfolio von Andritz passen würde. Dem Vernehmen nach steht bei Andritz aber keine Komplettübernahme von AE&E zur Debatte, sondern eher der Kauf von einzelnen Unternehmensteilen oder Projekten.

Die Sanierung der insolventen A-Tec steht und fällt mit dem Überleben der AE&E, die zuletzt rund 60 Prozent zum Umsatz von A-Tec beisteuerte. Kann AE&E nicht gerettet - respektive verkauft - werden, würde das wohl auch andere Teile der A-Tec-Gruppe mitreißen. Die Verbindlichkeiten von A-Tec werden auf mehr als eine Milliarde Euro geschätzt.

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