Nur wenig präsent
Migranten und Medien
Menschen mit Migrationshintergrund - ob mit oder ohne Staatsbürgerschaft - stellen mit rund 17 Prozent einen erheblichen Anteil an der österreichischen Gesamtbevölkerung. Als normaler Teil der Gesellschaft werden sie allerdings von den Medien meistens nicht behandelt - auch wenn das Thema Integration täglicher Teil der politischen Debatte ist.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 11.12.2010
Geringe Berichterstattung
Menschen mit Migrationshintergrund kommen meist nur zu sehr eingeschränkten Themen in den Medien vor, erklärt der Kommunikationswissenschafter Fritz Hausjell von der Universität Wien. Es seien nur zwei dominante Themen: der Kontext mit Kriminalitätsbelastung und die Integration.
Wobei sich Qualitätsmedien um Verständnis für die Lage der Migranten bemühen würden, so Hausjell. Ähnliches geht auch aus einer aktuellen Studie des Meinungsforschers Peter Hajek hervor, der entsprechende Zeitungsberichte der letzten Monate analysiert hat.
Fritz Hausjell wiederum hat im Auftrag des ORF eine gerade erst veröffentlichte Studie über Migranten im ORF-Programm verfasst. Fazit: Sie fühlen sich zu wenig repräsentiert in den Programmen.
Medien aus Mutterland konsumiert
Wobei Migranten auch andere Medien konsumieren als Durchschnitts-Österreicher - nicht nur Fernsehsender und Zeitungen, zum Beispiel auf Türkisch, sondern auch im Internet. Christina Matzka hat in den letzten beiden Monaten eine Migranten-Studie für das Institut Ethno-Opinion verfasst. Während bei den alten Österreichern im Fernsehen etwa das Wetter dominiert, sind neue Österreicher eher in sozialen Medien unterwegs oder auch im Internet auf Zeitungsseiten in ihrer Muttersprache.
Andere Themen wichtig
Die in Wien erscheinende Zeitschrift Biber wiederum richtet sich an Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Die Themen kommen hauptsächlich aus der Lebenswelt der neuen Österreicher. Und zwar aus einem anderen Blickwinkel als sonst in österreichischen Medien, sagt Marina Delcheva von Biber: in der Redaktion sind 85 Prozent Migranten und sie schreiben über ihre reale Welt, durchaus ironisch oft.
Wobei die Zeitschrift Biber auf Deutsch erscheint, im Gegensatz zu Zeitungen, die sich speziell an Menschen einer bestimmten Herkunft in deren eigener Sprache richten. Wobei Kommunikationswissenschafter Hausjell das als Integrationsphase sieht: er erwartet, dass diese fremdsprachigen Medien in Österreich früher oder später auch auf Deutsch erscheinen werden.
Migranten politisch interessierter als Österreicher
Migranten sind ein Dauerthema in den österreichischen Medien - allerdings meist nur im Zusammenhang mit Integrationsproblemen und den politischen Debatten darüber. Über das alltägliche Leben von Menschen mit Migrationshintergrund erfahren alteingesessene Österreicher wenig. Dem abhelfen will ein neues Meinungsforschungs-Institut namens EthnOpinion.net, das sich auf Markt- und Meinungsforschung unter Migranten spezialisiert hat.