Kluft immer größer
Sozialbericht: Reiche immer reicher
Die Einkommensschere in Österreich geht immer weiter auseinander. Im vom Sozialministerium veröffentlichten Sozialbericht wird diese These mit aktuellen Zahlen der Nationalbank untermauert. 10 bis 20 Prozent der Österreicher verfügen über den Großteil des Immobilien- und Geldvermögens und die Wirtschaftskrise hat die Kluft eher noch verschärft, auch bei den Löhnen und Einkommen.
9. April 2017, 17:51
Mittagsjournal, 15.12.2010
Wenige haben viel
Beim Immobilienvermögen wird die ungleichmäßige Verteilung von Eigentum besonders deutlich: Laut den Daten der Nationalbank besitzen 20 Prozent aller Haushalte 75 Prozent des Immobilienvermögens. Umgekehrt aber besitzen 41 Prozent der Haushalte gar kein Immobilienvermögen.
Bei den Sparbüchern ergibt sich eine ähnliche Diskrepanz: Einlagen über 50.000 Euro liegen auf nur zwei Prozent aller Sparbücher. Aber auf diese winzige Gruppe entfällt ein Drittel aller Spareinlagen.
Krise spürbar
Freilich hat die Wirtschaftskrise die Vermögenden getroffen: 2009 sind die Einkommen aus Vermögen von 33 Milliarden auf 16 Milliarden Euro eingebrochen. Aber im Durchschnitt über 9 Jahre sind die Erträge aus Vermögen und Unternehmen dennoch stärker gewachsen als die Arbeitnehmerentgelte. 3,2 Prozent hat der durchschnittliche Anstieg der Löhne und Gehälter betragen, vier Prozent der Anstieg bei Erträgen aus Vermögen und Unternehmen. Die Interpretation des Sozialberichts durch Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ): "Es gibt eine Auseinanderentwicklung der Schere vor allem bei Vermögen."
Armutskonferenz: gegensteuern
Konkret erhalten einem Vorab-Bericht der Zeitung "Der Standard" zufolge 20 Prozent der Arbeitnehmer 47 Prozent des gesamten Einkommens, vor 30 Jahren waren es "nur" 40 Prozent. Der Anteil der untersten 20 Prozent ist im Gegenzug von 4,8 auf nur 2,1 Prozent geschrumpft.
Martin Schenk, Sprecher der Armutskonferenz, sagt, es gebe eine erstaunlich hohe Konzentration des Vermögens bei den obersten zehn Prozent, und die sei in der Krise noch gewachsen.
Die Forderung der Armutskonferenz: Man müsse gegensteuern, denn die Entwicklung schade allen. Mit dem jetzigen Budget sei das zu wenig geschehen.
Hundstorfer: Aktiengewinne besteuert
Sozialminister Hundstorfer entgegnet, die Regierung habe immerhin die künftig lückenlose 25-prozentige Besteuerung von Aktiengewinnen beschlossen. Weitere Steuern seien erst 2013 spruchreif, so Hundstorfer. Jedenfalls werde sich die Frage der Gerechtigkeit im Steuersystem weiterhin stellen.