Bildungsexperten zu drei Schulformen

Lehrpläne für 10- bis 14-Jährige nahezu ident

Kritische Bildungsexperten vermuten, dass das Bildungskonzept der ÖVP Bewegung suggerieren soll und die Aufwertung der Hauptschulen zur Neuen Mittelschule nur ein Täuschungsmanöver sei. Tatsächlich: der Blick auf die Lehrpläne zeigt, dass Hauptschule, Neue Mittelschule und die Unterstufe des Gymnasiums sich im Lehrplan nicht groß voneinander unterscheiden.

Mittagsjournal, 11.01.2011

Annähernd gleiche Stundenanzahl

Es ist ziemlich egal, aus welchem Blickwinkel man die Stundentafeln von Hauptschule, AHS-Unterstufe oder neuer Mittelschule betrachtet: es sind annähernd gleich viele Stunden pro Woche, und annähernd gleich viele Stunden pro Fach über die jeweils vier Schuljahre.

Am Beispiel von Deutsch und Mathematik: in der Hauptschule sind es in der Regel 4 Stunden Deutsch und ebenfalls 4 Stunden Mathematik pro Woche, in der Unterstufe des Gymnasiums 4 Stunden Deutsch und 3 bis 4 Stunden pro Woche Mathematik und in der Neuen Mittelschule 4 Stunden Deutsch und 3 bis 4 Stunden Mathematik. Ähnliches gilt für fast alle anderen Fächer mit wenigen Ausnahmen: in der Hauptschule wird Ernährung und Haushalt unterrichtet, das fehlt in AHS und neuer Mittelschule. Im Gymnasium gibt es aber eine zweite Fremdsprache, die wiederum in Hauptschule und Neuer Mittelschule nicht zu den Pflichtgegenständen gehört. Und neue Mittelschule und Hauptschule haben geometrisches Zeichnen im Stundenplan, das fehlt wiederum im Gymnasium.

Mittelschulen mit Begleitlehrern

Dennoch: der wesentliche Unterschied liegt eben nicht im Fächerangebot sondern im der Art des Unterrichtens, sagt Kurt Nekula, im Unterrichtsministerium unter anderem zuständig für Qualitätsentwicklung in den Schulen: in der AHS nicht ausreichend möglich zu differenzieren, in Kleingruppen zu unterrichten, das ist in der Neuen Mittelschule viel stärker möglich.

Möglich ist das durch sechs zusätzliche Unterrichtsstunden pro Klasse in der Neuen Mittelschule, wo zwei Lehrkräfte in der Klasse sind und die Kinder in kleinere Gruppen geteilt werden können. Das macht die neue Mittelschule natürlich etwas teurer als die herkömmliche AHS.

Noch fehlt es an Information

Das attraktivere Angebot macht auch klar, warum Hauptschulen sich sehr gerne in Neue Mittelschulen umwandeln lassen. Denn so können auch Kinder aus der bisherigen Bildungssackgasse der 3. Leistungsgruppe herausgeführt werden. Dass die Begeisterung bei AHS-Lehrern für die Neue Mittelschule nicht ganz so groß ist, sei nur eine Frage fehlender Kenntnis und werde sich rasch ändern, meint Nekula.

Denn noch mehr als andere Schulformen erlaube die Neue Mittelschule auch, ein besonderes Schulprofil je nach Anforderungen des Schulstandortes zu entwickeln.