Irland vor nächster Hürde

Brian Cowen kämpft um sein Amt

Der irische Ministerpräsident Brian Cowen will nicht zurücktreten, obwohl die Kritik an seiner Person und an seiner Fianna Fail Partei über die Handhabung der Bankenkrise nicht verstummen will. Er wolle sowohl als Ministerpräsident als auch in seiner Funktion als Vorsitzender seiner Fianna-Fail-Partei im Amt bleiben, erklärt Cowen bei einer Pressekonferenz.

Cowen will morgen eine parteiinterne Vertrauensfrage stellen. Dabei wird er erstmals mit einem ernsthaften Konkurrenten konfrontiert: Außenminister Micheal Martin will gegen Cowen stimmen und sich um den Parteisitz bewerben

Mittagsjournal, 17.01.2011

Aufgebrachte Menschen

Brian Cowens ist ein politischer Todeskandidat und das schon seit November. Schande über Dich - schreien tausende Menschen auf den Straßen von Dublin. Die Frustrationen der Bevölkerung über die drastischen Sparmaßnahmen kochen über. Cowen steht im Mittelpunkt der Kritik, zu offensichtlich hat er die Bevölkerung über das tatsächliche Ausmaß der Bankenkrise getäuscht. Bis zuletzt weigert er sich, den Rettungsschirm von EU und Internationalem Währungsfond für Irland in Anspruch zu nehmen.

Nachfolger schon in Startlöchern

Spätestens seitdem glaubt niemand, dass der 51-Jährige sowohl als Parteichef als auch als Teaseoch, als Ministerpräsident überleben kann. Aber Brian Cowen ist ein Kämpfer, jetzt fordert er seine eigene Partei heraus: Ich glaube, dass jede Frage über meine Parteiführung sofort gelöst werden soll. Ich bin zu dem Schluss gekommen, mich beim morgigen Parteitreffen einer Abstimmung zu stellen, zum Wohle der Partei und des Landes. Und ich bin sehr zuversichtlich was den Ausgang betrifft, so Brian Cowen. Ob er mit einem Rivalen gerechnet hat? Noch dazu wo es ein persönlicher Freund ist, der gegen ihn stimmen will?

Außenminister Micheal Martin bekundet sein Interesse am Parteivorsitz, schweren Herzens - wie er sagt, aber er will die Chance auf eine neue Parteiführung nicht vergeben: Ich tue das nicht aus persönliche Gründen, aber ich bin überzeugt, dass das Überleben der Fianna Fail als starke Partei derzeit auf dem Spiel steht. Nichts zu tun wäre inakzeptabel.

Machtkampf tobt weiter

Michael Martin steht nicht allein. Noel O´Flynn, ein einflussreicher Fianna Fail Abgeordneter rührt für ihn schon die Werbetrommel. Wie die Abstimmung, zumal geheim, aber tatsächlich ausgehen wird, ist völlig ungewiss. Totgesagte haben bekanntlich ein langes Leben.