Ein Philosoph und eine Philosophin

"Banalität der Liebe"

Hannah Arendt und Martin Heidegger verband eine höchst tragische Liebesgeschichte. Das Stück "Banalität der Liebe" folgt dieser Beziehung zwischen der Jüdin Arendt und dem NSDAP-Mitglied Heidegger von den Anfängen bis kurz vor Arendts Tod.

Kultur aktuell, 24.01.2011

Das Stück, das am 25. Jänner 2010 im Theater Nestroyhof Premiere hat, setzt 1975 ein, im Todesjahr Hannah Arendts. Die weltberühmte Philosophin gibt in ihrem New Yorker Appartement einem jungen Studenten ein Interview. Schon bald dreht sich alles um ihre höchst fragwürdige Beziehung zu Martin Heidegger.

Begonnen hatte sie bereits 1924, als leidenschaftliche und geheime Affäre zwischen der 18-jährigen Studentin und ihrem um 17 Jahre älteren Lehrer. Wirklich problematisch wurde es aber 1933. Während Arendt als Jüdin vor den Nationalsozialisten flüchten musste, trat Heidegger der NSDAP bei und wurde zum Rektor von Deutschlands erster "Führeruniversität" ernannt.

Der Kontakt riss nie ab

Arendt hat Heidegger tatsächlich 1950 in Deutschland besucht. Und der Kontakt zwischen den beiden sollte bis zum Tod Arendts nie vollständig abreißen. Die Autorin des Stücks, die israelische Bestsellerautorin Savyon Liebrecht, hält sich dabei an die historischen Tatsachen, so Regisseur Michael Gruner.

Hannah Arendt hat ja Anfang der 1960er Jahre, und auch darauf geht das Stück ein, großes Aufsehen erregt. Damals hat sie als Reporterin den Eichmann-Prozess in Jerusalem mitverfolgt und auf Grund ihrer Beobachtungen ihr Buch über die Banalität des Bösen geschrieben.

Komplexe Gedankengebäude

Von Heidegger wiederum erfährt man seine Theorie der Eigentlichkeit, in der er nach der Möglichkeit eines authentischen Lebens sucht. Ganz nebenbei liefert das Stück so Einblicke in die komplexen Gedankengebäude der beiden Philosophen.

Was da auch spürbar wird, ist die Faszination, die diese beiden Denkabenteurer abseits ihrer entgegengesetzten politischen Ansichten füreinander empfanden. Zu einer klärenden Entschuldigung Heideggers kam es aber bis zuletzt nicht.

Textfassung: Red.