Julian Assange in Buchform

Staatsfeind WikiLeaks

Eine Adresse im Internet, die bis vor kurzem noch ziemlich wenig Beachtung gefunden hat, das ist WikiLeaks, die Enthüllungsplattform des gebürtigen Australiers Julian Assange. Jetzt ist ein Buch über ihn von Spiegel-Redakteuren geschrieben, herausgekommen.

Mit der Veröffentlichung geheimer Dokumente, vor allem aus US-amerikanischen Beständen, ist WikiLeaks bekanntgeworden. Jetzt haben zwei Redakteure des Magazins Der Spiegel, die eng mit Julian Assange zusammengearbeitet haben, eine Fülle an Informationen über WikiLeaks und dessen Gründer zusammengetragen und in einem Buch veröffentlicht. Es heißt "Staatsfeind WikiLeaks" und ist als Spiegel- Buch bei der der Deutschen Verlagsanstalt erschienen.

Mittagsjournal, 25.01.2011

Schillernder Aktivist

Ein Mann, den vor einem Jahr noch kaum jemand gekannt hat, hat sich in den Mittelpunkt des Weltgeschehens katapultiert, und mitten in juristische und private Schwierigkeiten ohnehin. Schillernd ist noch eine Untertreibung für die Figur des Julian Assange, des schlanken, vorzeitig ergrauten und stets übermüdet wirkenden Aktivisten für ungehinderten Fluss von Informationen im Internet auch und gerade wenn sie streng gehütete Staatsgeheimnisse betreffen. Wahre Politik und Diplomatie seien nur möglich, wenn die Öffentlichkeit Bescheid weiß, das gehört zu seinen manchmal recht eigenwilligen Standardsätzen.

Peinliche Veröffentlichungen

Der 39jährige gebürtige Australier Assange, lange Jahre als moderner Nomade mit ständig wechselndem Aufenthalt unterwegs, hat vor allem den Vereinigten Staaten eine ganze Serie von Peinlichkeiten bereitet, sie mehrmals in ernsthafte Erklärungsnöte gebracht. Letztes Jahr zuerst mit der Veröffentlichung eines Videos von Bord eines US-Kampfhubschraubers im Irak, auf dem eindeutig Angriffe auf Zivilisten festgalten sind. Dann mit der Veröffentlichung geheimer Kriegsprotokolle aus Afghanistan und dem Irak, und, quasi Krönung, die Geheimkorrespondenz aus dem US-Außenministerium, die den Amerikanern eine Fülle diplomatischer Verwicklungen beschert hat.


Mitten drin im Trubel um die Freigabe der heiklen Daten waren zwei Redakteure des Spiegel, Marcel Rosenbach und Holger Stark. Sie haben in einem Buch zunächst einmal zusammengefasst, was sie über David Assange erfahren konnten, vor allem auch über die Frage, was ihn eigentlich zu seinem Tun motiviert. Holger Strak fasste es so zusammen: das eine sei der Einfluss der 68er Generation durch seine Mutter und dann der Einfluss eines Hackermilieus in den 80er Jahren. Er selbst begreift Politik als eine Form von Verschwörung und er durchbricht dies mit der Veröffentlichung von Informationen, um das zu durchbrechen.

Filmreife Enthüllungen

Ausführlich wird in dem Buch geschildert, wie WikiLeaks zu seinen Daten gekommen ist, zunächst hätte man chinesische Datendiebe, die westliche Quellen ausspionierten, ihrerseits bestohlen, heißt es da, später wurde dann der junge US- Soldat Bradley Manning zum wichtigsten Verbündeten, er soll praktisch alles von dem abgezapft haben, was WikiLeaks im letzten Jahr weltberühmt machte und sitzt jetzt im Militärgefängnis. Ausführlich werden die internen Streitigkeiten bei WikiLeaks geschildert, die Leute zum Austeigen bewogen haben, quasi aus Augenzeugenperspektive dann auch der Streit darum, welche Medien das WikiLeaks- Material publizieren durften und wie schwer sich diese Medien selbst taten, wenn es darum ging, mit Material umzugehen, das möglicherweise Informanten das Leben oder die Freiheit kosten könnte, wenn es publik würde.

Ausführlich gehen die Autoren auch auf das chaotische Privatleben des WikiLeaks-Gründers ein, das diesem eine Anklage wegen Vergewaltigung in Schweden und eine Schar von Kindern in verschiedenen Teilen der Welt eingebracht hat. Die Frage, ob das juristische Vorgehen gegen Julian Assange auch Teil einer politisch motivierten Verfolgung gegen ihn sein könnte, bleibt dabei offen.

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