Plünderungen und Gefängnisausbrüche

Militär im ägyptischen Urlaubergebiet

Die ägyptische Armee ist am Sonntag in Teile der Touristenregion Sharm el-Sheikh am Roten Meer eingerückt. Auch in Al-Arisch im Norden der Sinai-Halbinsel hätten Soldaten Stellung bezogen, berichteten Augenzeugen und Sicherheitskreise auf dem Sinai.

Nadja Bernhard aus Kairo

Mittagsjournal, 30.01.2011

Plünderungen in Kairo

Die Lage in Sharm el-Sheikh ist weiter ruhig, während es in vielen ägyptischen Städten zu Demonstrationen gegen das Regime von Präsident Hosni Mubarak sowie Plünderungen und Gewalt kam. Ladenbesitzer und Bewohner wohlhabender Viertel in der Hauptstadt schützten ihre Häuser vor Plünderern, die mit Messern und Stöcken bewaffnet durch die Straßen zogen und mitnahmen, was sie tragen konnten. Die ägyptische Armee hat bei Einsätzen gegen Plünderer bisher 450 Menschen festgenommen.

Gefängnisausbrüche

Tausende Häftlinge habe die Unruhen genutzt und sind aus den Gefängnissen geflohen. Darunter sind auch Schwerverbrecher und islamistische Extremisten. Nach Informationen des lokalen Fernsehens gelang es allein im Gefängnis Abu Saabel, außerhalb Kairos, ungefähr 6.000 Gefangenen die Flucht. Ein weiterer Gefangenenausbruch wurde aus dem Zentralgefängnis in der Oasenstadt Fajum südlich von Kairo gemeldet. Dort sollen die Häftlinge einen Polizeigeneral getötet und einen weiteren General verschleppt haben.

"Sicherheitsvakuum"

Die Reisewarnung des Außenamts für ganz Ägypten bleibt weiter aufrecht. Man versuche konkrete Hilfe und Rückflugplätze anzubieten, hieß es aus dem Außenministerium am Sonntag nach einer neuerlichen Sitzung des Krisenstabs in Wien. Außenamtssprecher Peter Launsky-Tieffenthal sprach von einem "Sicherheitsvakuum" in Ägypten. Die US-Botschaft in Kairo hat am Sonntag den Amerikanern nahegelegt, Ägypten so rasch wie möglich zu verlassen.

Al-Jazeera verboten

Die ägyptische Regierung hat den arabischen Fernsehsender Al-Jazeera abgestellt. Wie die amtliche ägyptische Nachrichtenagentur Mena am Sonntag meldete, ordnete der scheidende Informationsminister Anas el Fekki ein Empfangsverbot für den Satellitensender an. Der Sender aus Katar berichtet umfassend über die Proteste gegen die ägyptische Regierung.

Geheimdienstchef als Vize

Mubarak hat am Samstag überraschend seine mögliche Nachfolge geregelt: Erstmals seit seinem Amtsantritt im Oktober 1981 ernannte er einen Stellvertreter. Vizepräsident soll der bisherige Geheimdienstchef Omar Suleiman, ein enger Vertrauter, werden.

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