Militär rückt von Staatschef ab
Druck auf Mubarak immer größer
Für Dienstag ist wieder eine Großdemonstration in Kairo angesagt. Die Opposition will so lange demonstrieren, bis Präsident Hosni Mubarak zurücktritt. Die Armee hat verkündet, dass sie in die Proteste nicht eingreifen will. Möglicherweise ist das bereits eine Vorentscheidung - nämlich, dass die Armee nun Mubarak endgültig fallen lässt.
27. April 2017, 15:40
Analyse von ORF-Korrespondent Karim ElGawary
Morgenjournalgespräch am 01.02.2011 mit Andrea Maiwald
Vielsagende Erklärung
Die Armee hat ja erklärt, dass die Demonstranten legitime Forderungen hätten und außerdem, dass das Militär nicht auf die Demonstranten schießen wird. Man sieht im Fernsehen noch immer Bilder, wie Mubarak inmitten der Armeeführung sitzt. Aber diese Erklärung ist eher ein Anzeichen dafür, dass das Militär von ihm abrückt.
Druck von allen Seiten
Mubarak bekommt auch von anderen Seiten immer mehr Druck: Auf dem Tahrir-Platz in Kairo sammeln sich schon zeitig in der Früh Demonstranten für die große Kundgebung. Und auch international steigt der Druck, vor allem aus Washington.
Protestbewegung unumkehrbar
Die Demonstranten werden sich auch von unterbrochenen Telefonnetzen und eingestellten Verkehrsverbindungen nicht abhalten lassen. Der Protest ist an einem Punkt angekommen, an dem es kein Zurück mehr gibt. Wenn heute die Demonstration von einer Million Menschen nichts bewirkt, dann werden morgen zwei Millionen kommen.
Armee wird entscheiden
Der entscheidende Faktor wird wohl das Militär sein. Es beobachtet die Geschehnisse in Ägypten, aber auch die internationalen Reaktionen. Die gesamte Armeeführung ist in den USA ausgebildet und sicherlich auch in Kontakt mit Washington. Und sie wird irgendwann eine Entscheidung fällen müssen, ob Mubarak für das Land noch tragbar ist oder nicht. Das ist auch der Grund, warum der tunesische Diktator Ben Ali das Land verlassen hat: Weil ihm das von der Militärführung nahegelegt worden ist. Und in Ägypten könnte sich ein ähnliches Szenario abspielen.
Morgenjournal, 01.02.2010
Regime will Proteste behindern
Die Demonstranten sollen heute zum Präsidentenpalast ziehen. Zur Behinderung der Anreise sei der Eisenbahnverkehr landesweit unterbrochen worden, berichtete der Fernsehsender Al-Jazeera. Zur Unterbindung der Kommunikation will die Regierung das Mobiltelefonnetz kappen. Im Vorfeld der geplanten Massendemonstration signalisierte das Militär, dass es nicht auf friedliche Demonstranten feuern werde. "Wir erkennen die Legitimität der Forderungen der Bürger an", hieß es in der Erklärung der Militärführung, die am Montagabend veröffentlicht wurde.
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