Briten online über Verbrechenslage informiert
Landesweite "Kriminalitätskarte"
Eine Internetseite der britischen Regierung gibt seit Dienstag den Einwohnern von England und Wales einen Überblick über die in ihrer Nachbarschaft begangenen Verbrechen und Vergehen. Die Website bietet die erste landesweite "Kriminalitätskarte" - ähnliche Karten existieren bisher nur für einzelne Städte in den USA.
8. April 2017, 21:58
Ansturm auf die Seite
Eine Online Landkarte, die einem genau anzeigt, wo welche Verbrechen – vom Autodiebstahl bis hin zum Mord – geschehen sind, hat das britische Innenministerium entwickelt. Die sogenannte Crime Map ist ab sofort im Internet, Bürger in England und Wales erfahren durch das Eingeben ihrer Postleitzahl was in ihrer Nachbarschaft vor sich geht. Zumindest theoretisch, in der Praxis hapert es allerdings noch gewaltig. Das Vorzeigeprojekt Crime Map ist schon am ersten Tag spektakulär an den vielen Anfragen gescheitert. Anrainer klagen über falsche Angaben, ruhige Straßen würden online zu Kriminalitäts-Hotspots erklärt. Das britische Innenministerium bleibt dabei, die Crime Map sei ein wichtiges Werkzeug für die Bürger – wenn sie funktioniert.
Mittagsjournal, 02.02.2011
Von Vandalismus bis Gewaltverbrechen
Die Crime Map hat unter den Bewohnern in England und Wales offenbar größte Neugier ausgelöst, 75.000 Anfragen pro Minute gingen seit dem Online Auftritt ein. Die Webseite brach wenige Stunden später zusammen, wer seine Postleitzahl eingeben konnte, erhielt eine Auflistung aller bei der Polizei gemeldeten Vergehen des vergangenen Monats, von "anti-sozialem Verhalten" wie etwa mutwillige Beschädigung über Diebstahl bis hin zu schweren Gewaltverbrechen.
Auch Angaben zum ungefähren Tatort sind abrufbar sowie die Kontaktdaten der örtlichen Polizeistelle, die sich um diese Verbrechen kümmern sollte. Die Bürger würde nicht nur über diese Verbrechen informiert, sondern hätten auch die Möglichkeit mit der Polizei darüber zu sprechen, sagt Nick Herbert Staatssekretär für Polizeiwesen und Kriminaljustiz und verspricht die Probleme mit der Webseite rasch zu lösen.
Viele Beschwerden
Anrainer beschweren sich allerdings über angeblich falsche Angaben, so manche ruhige Wohngegend erkläre die Crime Map kurzerhand zum Verbrecher-Paradies, weil um die Ecke eine Polizeistation sei, wo viele Vergehen gemeldet würden, man bekomme einen völlig falschen Eindruck, kritisiert eine Nachbarin: Hausbesitzer befürchten sinkende Immobilienpreise in den betroffenen Straßen.
Polizei verteidigt Projekt
Polizeiinspektor James Lee kann keine Fehler erkennen, gibt aber zu bedenken, dass diese Informationen im richtigen Zusammenhang gesehen werden müssen.
Kritiker bezweifeln, dass die Crime Map zur Verbrechensbekämpfung und Aufklärung beitragen kann. Das Sparpaket von Premierminister David Cameron mag zwar größere Transparenz erlaufen, mehr Polizei auf den Straßen gibt es aber nicht.