Goldener Bär an iranischen Publikumsfavoriten

Berlinale-Preise vergeben

Bei der Preisverleihung der Berlinale ging der Goldene Bär erstmals an den Iran. Gewinner des Hauptpreises der 61. Berlinale ist das Scheidungsdrama "Nader und Simin. Eine Trennung" (Jodaeiye Nader az Simin) von Asghar Farhadi.

Die Berlinale-Jury hat ein deutliches Zeichen gesetzt: Der Goldene Bär für das iranische Familiendrama "Nader und Simin, Eine Trennung" ist auch eine Aufforderung an das Regime in Teheran, mehr Freiheit für Künstler und Intellektuelle zuzulassen. Die Jury-Entscheidung in Berlin fiel auf den selben Tag, an dem zwei seit Monaten im Iran inhaftierten deutschen Reporter frei kamen.

Farhadi erzählt in seinem mehrfach ausgezeichneten Film eine Parabel über Schuld und Vertrauen in zwischenmenschlichen Beziehungen - spannend wie ein Krimi: Als Simin die Scheidung will und auszieht, stellt ihr Mann Nader eine aus einer armen, religiösen Familie stammende Pflegerin für seinen an Alzheimer leidenden Vater ein. Doch Nader erfährt, dass die Helferin den Vater vernachlässigt. Da kommt es zu einer Kurzschlussreaktion, die Nader unter Mordverdacht vor Gericht bringt.

Regisseur Asghar Farhadi gehört zu den wenigen im Iran lebenden Filmemachern, die derzeit ihre Arbeiten im Ausland zeigen können. Ganz anders sein Kollege Jafar Panahi. Sein Stuhl in der Berlinale- Jury blieb leer. Der kritische Regisseur wurde in Teheran zu sechs Jahren Haft und 20 Jahren Arbeitsverbot verurteilt und konnte deshalb nicht nach Berlin reisen.

Neben dem Goldenen Bären erhielt "Nader und Simin, Eine Trennung" auch beide Silbernen Bären für die besten Schauspielerleistungen: sowohl die weiblichen als auch die männlichen Darsteller bekamen jeweils im Team diese Auszeichnung. Zudem wählte die Ökumenische Jury den Film zu ihrem Preisträger.

Der von einer privaten Bank finanzierte Siegerfilm "Nader und Simin, Eine Trennung" läuft in etwa einem Monat in den iranischen Kinos an, wie der Regisseur sagte. Er sei gespannt, wie das Publikum in seiner Heimat reagiert. Auf die Frage, ob er Angst habe, irgendwann keine Filme mehr drehen zu können, sagte Farhadi noch vor der Preisverleihung: "Das ist eine Angst, die alle Filmemacher im Iran haben."

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