Proteste gehen weiter

Mehr als 100 Tote in Libyen

In der Arabischen Welt gehen die Proteste gegen alt eingesessene Herrscher und erstarrte Machtstrukturen weiter. In Libyen ist die Zahl der Toten in Benghazi auf mehr als 100 gestiegen, schätzt die Organisation Human Rights Watch. Die Polizei hat wieder auf Demonstranten geschossen, allein am Samstag sollen 40 Menschen ums Leben gekommen sein.

Mittagsjournal, 20.02.2011

"Hier sind alle verrückt geworden"

Eine große Menschenmenge nahm am Samstag am Begräbnis getöteter Demonstranten teil. Die Polizei hatte sich in einer Kaserne verschanzt und begann auf vorbeigehende Leute zu schießen, berichtet ein Augenzeuge: "Oh mein Gott, hier sind alle verrückt geworden, sie schießen auf Zivilisten."

Der Mann berichtet, dass Dutzende Menschen ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Ein anderer erzählt, dass sich die Polizei aus weiten Teilen von Benghazi bereits zurückziehen musste.

Berichterstattung unmöglich

Doch es ist sehr schwer, die Lage einzuschätzen, es gibt keine offiziellen Zahlen oder Meldungen. Die Regierung von Staatspräsident Gadhafi macht jede Berichterstattung unmöglich. Telefone und Internet funktionieren nur sporadisch.

Proteste weiten sich aus

Unklar ist auch, wie es in anderen Landesteilen aussieht. Angeblich weiten sich die Proteste auf mehrere Städte aus. 50 hohe muslimische Führer haben einen Appell an Ghadafi gerichtet, die Gewalt gegen die Demonstranten zu beenden. In Bahrain hingegen möchte die Herrscherfamilie mit den Oppositionskräften im Land verhandeln. Die Demonstranten sind auf den zentralen Pearl Square zurück gekehrt, es herrscht Aufbruchsstimmung.

Auch in Marokko demonstrieren am Sonntag etwa 2000 Menschen. Sie wollen König Mohammed zu Reformen zwingen.

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