Neue Richtlinien für Förderung bis Sommer

Lehrlinge wieder gefragt

Die aktuelle Arbeitslosenstatistik hat es gezeigt: Immer weniger Lehrlinge sind derzeit auf Jobsuche. Die Berufsausbildung hat wieder an Fahrt gewonnen, die Förderhöhe pro Lehrling im Betrieb ist gestiegen. Künftig werden sich Betriebe darum bemühen müssen, noch Lehrlinge zu bekommen.

Morgenjournal, 02.03.2011

Nicht mehr nur Friseurin und Mechaniker

Die Entwicklung war schon lange nicht mehr so günstig und hilft dem Aufschwung, resümiert Wirtschafts- und Jugendminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP). An die 40 Prozent der 15 – 24-Jährigen würden sich für eine Berufsausbildung entscheiden und von der sogenannten Modularisierung verwandter Lehrberufe profitieren. Das heißt, dass nach einer gemeinsamen Basisausbildung die Spezialisierung folgt. Ergebnisse dieses Systems sind mehr Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt und eine breitere Streuung bei der Jobwahl. Das spiegelt sich auch in den Lehrberufen wider, für die sich die Jugendlichen mittlerweile entscheiden. "Wir haben bei den Mädchen im Einzelhandel, Bürokauffrau und Frisörin nicht mehr die 50 Prozent mit allein diesen drei Berufen", sagt Mitterlehner. Ähnlich sei es bei den Burschen. "Der Spitzenreiter ist nämlich jetzt Elektrotechnik. Kraftfahrzeugtechnik, das war früher der Spitzenreiter, kommt hinten nach, dann Installations- und Gebäudetechnik und erst an vierter Stelle der Einzelhandel."

Weniger Kinder, weniger Lehrlinge

Das Ausbildungssystem will Mitterlehner noch enger mit Unternehmen abstimmen. Änderungsbedarf sieht er auch bei der finanziellen Abgeltung. Die durchschnittliche Förderhöhe pro Lehrling im Betrieb ist für dieses Jahr auf 1.300 Euro gestiegen. Um diese Lehrlingsförderung zukunftsfit zu machen, will der Wirtschaftsminister künftig stärker auf die Folgen des demographischen Wandels eingehen. In diesem Jahr gebe es 95.000 15-Jährige in Österreich, in vier Jahren würden es nur noch 85.000 sein. Nach der Rechnung des Ministers sind das 4000 potentielle Lehrlinge weniger. "Daher werden wir in dem Bereich eine Dynamik erleben, die sich bei dem Betrieben so äußern wird, dass der Kampf um jeden Lehrling an Bedeutung und an Vehemenz zunehmen wird, weil es genau die Umkehrung bringt", sagt er. Früher sei man bemüht gewesen, Lehrlinge unterbringen zu können, insbesondere in Zeiten der Wirtschaftskrise. "Jetzt ist es so, dass wir uns bemühen werden, Lehrlinge zu bekommen", so Mitterlehner.

Anpassung der Förderung

Bis Ende Juni will der Minister, abgestimmt mit den Sozialpartnern, neue Richtlinien für eine qualitätsorientierte Lehrlingsförderung ausgearbeitet haben. Dabei müsse man mit den vorhandenen Mitteln auskommen. Momentan liegen für die Förderung 155 Millionen Euro bereit.