Weniger Bluttransfusionen wären möglich
Blut: Ärztekammer sieht Sparpotenzial
In der Diskussion um den teilweise zu verschwenderischen Einsatz von Blutkonserven sagt nun auch der Präsident der Ärztekammer, Walter Dorner, dass ein besserer und schonenderer Einsatz von Blutkonserven möglich sei. Nach Ansicht Dorners könnte jede fünfte Blutkonserve gespart werden, wenn es als Leitlinie für den Einsatz Empfehlungen gibt.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 11.03.2011
Empfehlungen annehmen
Der Arzt müsse von Fall zu Fall entscheiden, ob und wie viele Bluttransfusionen gegeben werden, sagt Präsident der Ärztekammer Walter Dorner. Aber auch er spricht sich für einen sparsameren Einsatz von Blutkonserven aus: "Man sollte viel kritischer und differenzierter herangehen und fragen, brauche ich da jetzt wirklich eine Konserve und muss ich da wirklich Blut bestellen oder geht das auch mit anderen Ersatzstoffen." Man könne den Empfehlungen, sparsamer damit umzugehen, also durchaus etwas abgewinnen.
Wenig sorgsamer Umgang
Manche Ärzte pflegen noch immer einen etwas sorglosen Umgang mit Blut. "Das gebe ich durchaus zu und es ist möglich, dass man bei verschiedenen Standard-Eingriffen als Vorsichtsmaßnahme aus forensischen Gründen heraus gesagt hat, da brauchen wir drei Konserven auf Lager, weil wir wissen ja nicht, was passiert", sagt Dorner. Eine aktuelle Studie hat aufgezeigt, dass in manchen Spitälern offensichtlich zu großzügig mit Blut umgegangen wird. Bei Standard-Operationen werden deutlich mehr Blutkonserven transfundiert als wirklich notwendig wäre.
Einsparungspotenzial
20 Prozent wären einsparbar. Der Präsident der Ärztekammer hält diese Ergebnisse für realistisch. "Die sind ja nicht aus dem Finger gesogen, die sind gut recherchiert und fundiert. Ich selber weiß, dass es Anästhesisten und Intensivmediziner gibt, die Operationen lieber über Infusionen steuern. Und von der Warte aus gesehen wird man tatsächlich hier Einsparungen treffen können. Diese Zahl von 20 Prozent dürfte auch ziemlich genau treffen."
Patientennutzen und Kostenersparnis
20 Prozent wären etwa 90.000 Blutkonserven weniger oder mehr als 10 Millionen Euro. Viel wichtiger als die Kosten ist aber der Nutzen für die Patienten, schnellere Heilungs-Chancen und weniger Risiken, etwa durch Infektionen. Von Richtlinien für den Einsatz von Blut-Konserven hält Walter Dorner aber wenig: "Ich glaube, dass Ärzte wie beispielsweise Anästhesisten, die einen sehr verantwortungsvollen Beruf haben, durchaus mit Empfehlungen auskommen würden." Wichtig ist für den Ärztekammer-Präsidenten, dass es auch weiterhin die Möglichkeit der Eigenblut-Vorsorge geben soll, also dass man sich vor einer Operation für diesen Eingriff selbst Blut spendet.