Weltgrößter Atomkonzern Areva

Starke Atomlobby Frankreichs

Der weltgrößte Atomkonzern Areva: 75.000 Mitarbeiter, 9,5 Milliarden Euro Jahresumsatz - ein Unternehmen, das den gesamten Zyklus beherrscht vom Uranabbau über die Urananreicherung, die Herstellung von Brennelementen bis hin zur umstrittenen Wiederaufarbeitung. Frankreich ist fest in der Hand der Atomlobby.

Mittagsjournal 22.03.2011

Atomindustrie: 100.000 Arbeitsplätze

Ich glaube, wir werden die nukleare Katastrophe vermeiden, sagte die wichtigste Stimme der französischen Atomlobby 3 Tage nach dem Erdbeben in Japan, Anne Lauvergeon, Generaldirektorin des weltgrößten Atomkonzerns AREVA.

Neben Areva ist Frankreichs Stromriese EDF zu nennen, der die 58 Atomreaktoren im Land betreibt und jährlich rund 65 Milliarden Euros umsetzt. Das französische Unternehmen Framatome baut Reaktorkerne, Alstom die Turbinen für AKWs. Alles in allem hängen von Frankreichs Atomindustrie weit über 100.000 Arbeitsplätze ab - in manchen Regionen, wie auf der Halbinsel Cotentin im Nordwesten Frankreichs, käme ohne sie das wirtschaftliche Leben zum Erliegen.

Spitzensektor der französischen Wirtschaft

Die Atomindustrie ist in den Augen der französischen Politiker aller Couleur , mit Ausnahme der Grünen, seit Jahrzehnten ein unverzichtbarer Spitzensektor der französischen Wirtschaft und ein wichtiger Exportschlager, auf den man stolz ist und der bei einer seit Jahren katastrophal defizitären Handelsbilanz von über 50 Milliarden Euros sein Gewicht hat.

Atomforschungselite

Schließlich zählt zur Atomlobby noch das aus der militärischen Nutzung der Atomkraft herrührende Atomenergiekommissariat CEA , hinter dem sich eine Kaste von Topingenieuren befindet, die seit 5 Jahrzehnten ausschließlich aus zwei Elitehochschulen rekrutiert werden und so etwas wie die Atomforschungselite sind und seit jeher großen Einfluss auf die Politik ausüben.

Boykott der erneuerbaren Energien

Das enorme Gewicht der Atomlobby in Frankreich hat u.a. dazu geführt, dass das Land, was erneuerbare Energien angeht, um Jahrzehnte hinter seinen Nachbarn zurückliegt. Ex-Umweltministerin Corinne Lepage: „In diesem Land wird zum Beispiel ein brutales Lobbying gegen die Windkraft betrieben. Dahinter steckt ganz klar die Atomlobby. Die Windkraft ist heute in der Lage, 15 bis 20 Prozent des Strombedarfs zu liefern. In einem Land, das hundertprozentig auf Atomkraft setzt, will man natürlich nicht, dass 20 Prozent aus einer anderen Energiequelle kommen, also sabotiert man die Windkraft.

Daten vorenthalten

Wie mächtig die Atomlobby in Frankreich ist, mag ein letztes Beispiel verdeutlichen: Dominique Voynet, Ende der 90-er unter Premier Jospin Umweltministerin, erzählt gerne, dass ihr selbst als Ministerin regelmäßig Daten und Informationen, die die Atomindustrie und die Atomkraftwerke betrafen, vorenthalten wurden. Im Übrigen: in der Regierung zuständig für die AKWs ist nicht etwa das Umwelt-, sondern seit jeher das Industrieministerium.