Niemeyer-Bau für Industriestadt Avilés

Neues Kulturzentrum in Nordspanien

Am vergangenen Wochenende stand die nordspanische Stadt Avilés ganz im Zeichen der Kultur. Mit der Eröffnung eines Kulturzentrums von Architekt Oscar Niemeyer verbindet man in der Industriestadt die Hoffnung, zu einer internationalen Größe im Kulturbetrieb aufzusteigen.

Der vom brasilianischen Architekten entworfene Gebäudekomplex soll allen Kunstformen Raum bieten. Für die Programmierung des Filmzentrums wurde als Berater US-Regisseur Woody Allen gewonnen. Er gab zur Eröffnung mit seiner New Orleans Jazz-Band ein Konzert.

Kulturjournal, 28.03.2011

Hafen und Hochöfen

Trotz Regen hatten rund 10.000 Besucher den Weg aus der Altstadt von Avilés über eine Brücke zum neuen Kulturzentrum gefunden. Für sie spielte Woody Allens Jazzband Klänge aus New Orleans. Der Kontrast hätte nicht größer ausfallen können: klassischer Jazz vor der Kulisse einer nordspanischen Industriestadt.

Die Hochöfen, wenige hundert Meter von dem neu erschlossenen Hafenareal entfernt, gaben den eigentlichen Anstoß für das futuristische Kulturzentrum: Der Niedergang der Schwerindustrie ließ die Politiker nach einer Alternative suchen, Kulturtourismus statt Stahlproduktion; ein Kunstzentrum, das Touristen anlocken und Arbeitsplätze schaffen soll in der von Werksschließungen gezeichneten Region.

Vielseitiges Zentrum

Eine 44-Millionen-Euro-Investition der Regierung von Asturien machte den termingerechten Abschluss der Arbeiten nach zweieinhalbjähriger Bauzeit möglich. Entstanden ist ein vielseitiges Zentrum, wie Direktor Natalio Grueso betont.

"Zum ersten Mal in Spanien und Iberoamerika haben wir einen Raum geschaffen für Kino, Literatur, Poesie, Skulptur, Installationen, Gastronomie und das Theater. Jede kulturelle Ausdrucksform findet im Zentrum Platz", erläutert Grueso.

Architekt verfolgte Bau per Internet

Den Namen erhielt das Kulturzentrum vom Architekten, der es bereits vor Jahren als Skizze entworfen und der Regionalregierung Asturiens geschenkt hatte. Damit wollte sich der brasilianische Star-Architekt Oscar Niemeyer für den Prinz von Asturien-Preis bedanken, den er 1989 erhielt: "Für mich war es eines sehr wichtige Aufgabe, dieses große Projekt in Spanien zu entwerfen, dessen Realisierung mir auch Vergnügen bereitet hat."

Dass die Architektenlegende im Alter von 103 Jahren die Heimatstadt Rio de Janeiro nicht mehr verlässt und Oscar Niemeyer seine wichtigste Baustelle in Europa nie betreten hat, ist nach Aussage seines Enkels und Mitarbeiters kein Hindernis. Carlos Oscar Niemeyer: "Wir stellen mit Hilfe von Bildern und Fotografien den Kontakt her, übers Internet ist das kein Problem. So konnte der Architekt immer sehen, was genau passiert."

Schwungvolle Linienführung

Seit der Fertigstellung des spektakulären Ensembles, das in seiner schwungvollen Linienführung an die großen Arbeiten Niemeyers in Brasilia, Mailand oder Paris anschließt, haben sich viele Prominente für die Kleinstadt interessiert. Brad Pitt zeigte sich begeistert, Woody Allen drehte einige Szenen für seinen Film "Vicky Cristina Barcelona" in Asturien und wird an der Programmierung des Kinos im Niemeyer-Zentrum mitarbeiten.

"Das ist ein sehr sehr schönes Kino und ich hoffe, dass man einmal auch meine Filme hier sehen wird. Das Zentrum ist wunderschön und vielversprechend. Aber ich bin nicht als Filmemacher gekommen, sondern als furchtbarer Musiker", so Allen.