Debatte: "Wer wird schneller grün?"
CDU- und FDP-Stimmen für Atom-Ausstieg
In Deutschland ist die Debatte um die Atomenergie zu einem beherrschenden Thema geworden - seit der Katastrophe in Japan und dem Sieg der Grünen bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg. Nun mehren sich selbst in CDU und FDP Stimmen für einen noch schnelleren Abschied von der Atomenergie.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 30.03.2011
Von Tag zu Tag grüner
Wer wird schneller grün: Schwarz oder Gelb? Vor einigen Wochen hätte wohl niemand geglaubt, dass sich die beiden Regierungsparteien in Deutschland, CDU und FDP, ein derartiges Rennen liefern werden - die Grünen wohl am aller wenigsten. Jetzt sehen sie sich quasi erste Reihe fußfrei an, wie CDU und FDP versuchen von Tag zu Tag grüner zu werden. Der Generalsekretär der FDP, Christian Lindner, fordert etwa, die acht derzeit abgeschalteten Atomkraftwerke sollten jetzt schon für immer stillgelegt werden.
Merkel will untersuchen
Die schwarz-gelbe Regierung hatte sich eigentlich darauf verständigt, ein dreimonatiges Moratorium abzuwarten. Während dieser Zeit sollte eine technische Untersuchungskommission überprüfen, welche neuen Sicherheitsstandards die AKWs in Deutschland erfüllen müssen. Und Bundeskanzlerin Angela Merkel will nicht vorgreifen, die Ergebnisse der Untersuchungskommission abwarten und dann Entscheiden.
Gegenstimmen
Selbst aus Merkels Partei, der CDU, kommen schon Stimmen, die sich ein rascheres Vorgehen wünschen. Etwa der Ministerpräsident von Niedersachen, David McAllister: "Wir setzen im Norden vor allem auf den Ausbau der Off-Shore-Windenergie. Auf der hohen See liegt die Zukunft der Energieversorgung. Wir in Niedersachsen machen uns dafür stark, dass wir uns schneller von der Kernenergie verabschieden, als das die Bundesregierung bisher geplant hatte."
Parteikollegen, die nach wie vor AKW-Befürworter sind, geht das schwarz-gelbe Rennen um den grünen Mantel nun aber doch zu weit. Michael Fuchs, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU, pocht auf die Einhaltung des Moratoriums: Man sollte die Kernkraftwerke alle überprüfen, und dann daraus die Konsequenzen ziehen. "Wenn sie technisch in Ordnung sind, dann können sie auch wieder ans Netz." Ebenso Wirtschaftsminister Rainer Brüderle von der FDP: "Erst klären, dann entscheiden. Jetzt muss man die Ergebnisse abwarten und mit einbeziehen."
Vielerorts macht sich Sprachlosigkeit und Verwirrung ob dieses Schauspiels der Regierungsparteien breit, aber einen gewissen Unterhaltungswert kann man dem schwarz-gelben Match auf grünem Rasen nicht absprechen.