200 Menschen ins Meer gestürzt

Boot vor Lampedusa gekentert

Vor der Küste der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa hat sich in der Nacht eines der schlimmsten Schiffsunglücke der vergangenen Jahre ereignet. Bei starkem Sturm und hohen Wellen ist ein Flüchtlingsboot gekentert, die 200 Menschen an Bord sind ins Meer gestürzt, nur 48 konnten bis in die Morgenstunden gerettet werden.

Mittagsjournal, 06.04.2011

Nur 48 gerettet

Immer mehr Tote wurden in den Morgenstunden aus dem Wasser gezogen. Ein Hubschrauber der italienischen Küstenwache hat inzwischen in dem nach wie vor stürmischen Meer 20 Leichen gesichtet, italienische und maltesische Rettungsboote sind im Einsatz. Die Leichen sind die ersten der 150 Vermissten nach dem nächtlichen Schiffsbruch.

Ihr Boot mit 200 Passagieren an Bord ist rund 70 km südwestlich von Lampedusa gekentert, als ein Motorboot der italienischen Küstenwache es gegen vier Uhr früh aus den Sturmwellen zu ziehen versucht hat. Der Kapitän des Flüchtlingsschiffes hatte in der Nacht über Satellitentelefon um Hilfe gerufen. Nur 48 Menschen konnten aus dem stürmischen Meer gerettet werden; er war dunkel und die Wellen waren oft bis zu sechs Meter hoch. Die 13 Meter lange Barke ist vor zwei Tagen aus Zuwareh in Libyen ausgelaufen. An Bord waren angeblich vor allem Flüchtlinge aus Somalia, Ghana und Eritrea.

Ein Boot kostet 50.000 Euro

Ein anderes Boot aus Tunesien kommend hatte mehr Glück. Es hat mit 104 Flüchtlingen an Bord am späten Abend Lampedusa erreicht. Die Ankömmlinge haben eine höllische Reise hinter sich. Um 50.000 Euro haben sie das Boot gekauft, 400 pro Kopf. Nur drei Stunden später ist ein weiteres Schiff angekommen: 200 Nordafrikaner, auch sie in Libyen gestartet. Der Druck tausender Verzweifelter auf Lampedusa nimmt nicht ab.

Italien schickt Flüchtlinge wieder zurück

Italiens Innenminister Maroni hat gestern in Tunis ein Abkommen ausgehandelt, um der Flüchtlingswelle aus Tunesien Herr zu werden - eines, so Maroni, das den Hahn zudrehen soll, um ein Bild zu verwenden. Diplomatisches Personal aus Tunesien soll in Lampedusa die Ankommenden checken und Abschiebungen erleichtern: es ist der Anfang einer intensiveren Zusammenarbeit mit Tunesien als bisher, erklärt der Minister. Weitere Maßnahmen seien auszuarbeiten.

Weiterfahrt nach Frankreich erleichtert

Vereinbart wurde auch, dass tausende bisher gestrandete Tunesier aus humanitären Gründen vorübergehende Aufenthaltsgenehmigungen erhalten sollen. Sie sollen Ziele in Europa erreichen können, vor allem nach Frankreich wollen viele. Die EU und Frankreich haben sich dazu noch nicht geäußert. Im Moment sind rund 1.500 Flüchtlinge auf Lampedusa, 170 sind Kinder.