Gefangenenlager in großem Stil

Satellitenfotos überführen Nordkorea

Nordkorea hat die Existenz von Gefangenenlagern stets abgestritten. Doch jetzt zeigt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International Satellitenfotos von solchen Lagern und belegt, dass diese immer größer werden. Die Aufnahmen sind auch ein Beweis dafür, dass es immer schwieriger wird, massive Menschenrechtsverletzungen langfristig unter den Teppich zu kehren.

Mittagsjournal, 04.05.2011

Lagerhallen im Gebirge

Rund 200.000 politische Gefangene werden unter grausamen Bedingungen in Nordkoreas Gefangenenlagern festgehalten. Wie viele Lager es gibt, bleibt unklar. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat jetzt Satellitenaufnahmen von vier Lagern vorgelegt, die in abgelegenen, gebirgigen Gebieten angesiedelt sind: "Das Lager besteht aus niedrigen Gebäuden, eine Art Lagerhallen", beschreibt Scott Edwards von Amnesty International eines der dokumentierten Lager. "In Räumen, die etwa 50 Quadratmeter groß sind, schlafen 30 bis 40 Gefangene auf Holzbrettern", schildert Yong Kjong Yil - einer der wenigen, die es geschafft haben, aus dem berüchtigten Gefangenenlager Yodok lebend zu entkommen.

Willkürliche Grausamkeit

"Hunger, Folter und Tod sind die Begleiter der Gefangenen, die von vier Uhr früh bis acht Uhr abends arbeiten müssen und dann noch zwei Stunden Umerziehung über sich ergehen lassen müssen", erzählt der Nordkoreaner Yong Kjong Yil. Wer nicht mitlernt, darf nicht schlafen. aufmüpfige Gefangene werden für eine Woche in einen Betonklotz gesteckt, indem man weder stehen noch liegen kann.

Nach Schätzungen von Amnesty International sterben rund 40 Prozent der Gefangenen an den menschenunwürdigen Bedingungen: "Oft verhungern diese Menschen oder sie arbeiten sich zu Tode", sagt Edward Scott. "Das sind Leute, die meist nicht einmal wissen, welches Vergehen ihnen vorgeworfen wird. Oft werden dem nordkoreanischen Regime verdächtige Personen mitsamt ihren Kindern verhaftet, mit Folter bezahlen dann auch die Kinder für die angeblichen Vergehen ihrer Eltern."

Neue Methoden im Dienst der Menschenrechte

Mit den detaillierten Satellitenbildern wird es für Nordkorea zunehmend schwierig, die Existenz der Gefangenenlager abzustreiten. "Wir haben jetzt Beweise, dass das Lager in Yodok existiert", sagt Edward Scott von Amnesty International und fordert Zugang zu dem Lager. Die Arbeit der Menschenrechtsbeobachter hat sich laut Edward Scott in den letzten drei bis vier Jahren drastisch verändert. Die neuen Technologien würden einen virtuellen Zugang zu vielen Orten möglich machen, die sonst aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich gewesen wären. Es sei jetzt möglich geworden, Beweise für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu sammeln, die früher verloren gegangen wären, sagt Scott Edwards von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International.

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