Klimawandel bewegt Tier- und Pflanzenarten

Biologische Invasionen - Teil 1

Als Neobiota werden jene "neuen" Lebewesen bezeichnet, die in einer Region ursprünglich nicht heimisch waren. Diese Tier- und Pflanzenarten verursachen mitunter große Schäden für Land- und Forstwirtschaft. Auch der Klimawandel bringt Tier- und Pflanzenarten in Bewegung.

Etliche Tier- und Pflanzenarten sind entweder bewusst vom Menschen eingeführt worden oder unbewusst bspw. als blinde Passagiere auf internationalen Transportrouten verbreitet worden.

Neue Arten verändern das Umfeld

"Zwei Seiten einer Medaille" - so bezeichnet Franz Essl vom Umweltbundesamt in Wien Klimawandel und neu zugewanderte Tier- und Pflanzenarten: der Klimawandel fördert einerseits, dass sich bestimmte Arten in ungewohnten Regionen ausbreiten; andererseits verändern diese neuen Arten auch ihr Umfeld.

"Ganz wichtig ist das zum Beispiel im Wald -heuer haben wir ja das Jahr des Waldes. Die Forstwirtschaft muss im Wald lange Planungszeiträume einhalten, da die Bäume erst nach 60, 70 oder mehr Jahren in das Erntealter kommen. Angesichts des Klimawandels greift die Forstwirtschaft auch vermehrt auf Arten zurück, die nicht in Österreich heimisch sind. Ganz wichtig in der Diskussion ist die Douglasie, die zunehmend statt der Fichte gepflanzt wird. Andere Baumarten, die auch kritisch von der Forstwirtschaft gesehen werden, sich aber zunehmen selbst ausbreiten, gibt es ebenfalls: erwähnen möchte ich die Robinie oder den Götterbaum. Beide Baumarten dringen vor Allem in den Tieflagen Ostösterreichs in die Wälder ein. Die Robinie verändert die Lebensräume sehr stark: sie bindet Stickstoff, sie reichert den Boden daher mit Nährstoffen an und das führt dazu, dass der Unterwuchs und die ganze Lebensgemeinschaft sich stark verändert", sagt Essl.

Robinie und Kiefernholznematoden

Eine Studie von Umweltbundesamt und Universität Wien habe gezeigt, dass der Klimawandel die Ausbreitung der Robinie in Trockenrasen und Trockenwäldern massiv vorantreiben werde, so Franz Essl. Veränderte Bedingungen können weiteren Arten den Boden bereiten; schildert der Ökologe am Beispiel eines Fadenwurms - dem Kiefernholznematoden.

"Das ist ein ganz massiver Forstschädling, der verschiedene Kiefernarten befällt und zum Absterben bringt. Heute kommt der Kiefernholznematode eingeschleppt in Portugal vor. Es kann aber sein, dass er zukünftig über unabsichtliche Verschleppung und bei einem wärmeren Klima sich auch in Österreich festsetzt. Das könnte massive Folgen für die heimischen Kiefernarten haben."

Ursache und Wirkung von Neuzugängen im Ökosystem liegen zeitlich weit auseinander, das hat die Studie ebenfalls gezeigt. Schäden von den mittlerweile leidlich bekannten Beispielen Maiswurzelbohrer und Ambrosie werden Jahre bis Jahrzehnte nach dem ersten Auftreten der Spezies in Form von Schäden für Landwirtschaft oder Gesundheit erst messbar. Umso wichtiger sei deshalb, frühzeitig Veränderungen zu dokumentieren, wenn die Arten noch unauffällig sind.

Service

Weltweite Datenbank invasiver Arten
Umweltbundesamt
Eidgenösissche Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft - Kiefernholznematode
PNAS - Disentangling the role of environmental and human pressures on biological invasions across Europe
science.ORF.at - Bioinvasoren : Langsam, aber effizient"

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